Kapitel 6 - Von adliger Herkunft | Übersicht |
53 Orchideen als Geschenk des
Königs Ernst August I. von Hannover
Beschreibung | Großbild
Franz Andreas Bauer:
Plants (Orchideous) found near Port Jakson, New Holland, by Captain Paterson.
Signatur: 2° Cod. Ms. hist. nat. 94:13
Provenienz: Ernst August I. von Hannover, 1842
Franz Andreas Bauer (1758 – 1840) wurde in Feldsberg in Niederösterreich geboren, wo der Vater Lukas Bauer als Hofmaler des Fürsten Liechtenstein wirkte. Wie seine Brüder Joseph Anton und Ferdinand Lukas zeichnete er sich durch ein außerordentlich hohes Zeichen- und Maltalent aus, insbesondere bei der Darstellung von Pflanzen. Schon im Alter von 13 Jahren lieferte er Zeichnungen von Pflanzen für wissenschaftliche Veröffentlichungen. Später arbeitete er zunächst als Blumenmaler für Fürstenhäuser und dann als Nachfolger seines Bruders Ferdinand als Pflanzenmaler für den Wiener Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin (1727 – 1817). Für diesen lieferte Bauer einige Abbildungen für dessen Werk Icones plantarum rariorum. 1788 kam er nach London, wo der Naturforscher und Direktor der Royal Botanical Gardens in Kew, Sir Joseph Banks (1743 – 1820), sein außerordentliches Talent erkannte und ihn als Botanikmaler für die Königlichen Gärten gewann. In Kew war Bauer für den Rest seines Lebens tätig.
Obwohl seine Arbeiten künstlerisch immer etwas im Schatten seines weit gereisten Bruders Ferdinand (1760 – 1826) standen, war Bauer als wissenschaftlicher Maler jedoch auf Grund seiner unübertroffen exakten – das Mikroskop war sein wichtigstes Hilfsmittel – Darstellungsweise berühmt. Besonders schön und bekannt sind seine Habitusdarstellungen u. a. von Strelitzien. Daneben hat sein Werk eine hohe wissenschaftliche Bedeutung, vor allem seine mykologischen und anatomischen Zeichnungen beispielsweise von der Keimung und Entwicklung des Weizens und verschiedener Getreidekrankheiten.
Die Originalzeichnungen Bauers kamen nach seinem Tod zum Teil an das Britische Museum, zum Teil wurden sie 1841/1842 von König Ernst August I. von Hannover (1771 – 1851) der Universitätsbibliothek Göttingen überlassen. Unter den letzteren befindet sich der ausgestellte Band VIII aus den Skizzenbüchern, der auf 22 Tafeln Orchideen aus Port Jackson, New Holland (heute gehörig zu Sydney, New South Wales, Australien) darstellt. Am Schluss des Bandes gibt ein Blatt Informationen über Größe, Blütezeit und weitere Merkmale der dargestellten Pflanzen. Aufgeschlagen ist Blatt 2 mit der Spezies Diuris. Die Informationen auf dem Erläuterungsblatt ergänzen hierzu, dass die Pflanzen in natürlicher Größe dargestellt seien und im Oktober blühten. Die Gattung Diuris kommt mit mehr als 40 Spezies in Australien verbreitet vor und wird dort als „Donkey Orchid“ (Eselsorchidee) bezeichnet.
(AT)