Kapitel 7 - Göttinger Gelehrte | Übersicht |
69 Meistergesänge von Hans Sachs
in eigener Hand
Beschreibung | Großbild
Hans Sachs:
Meistergesänge.
Papierhandschrift, Nürnberg, 1554.
Signatur: 8° Cod. Ms. philol. 194 Cim.
Provenienz: Georg Christian Gebauer, 1773/74
Hans Sachs (1494 – 1576), ein Nürnberger Schuhmacher und Freizeitpoet, lebt in unserer heutigen Zeit fort als Meistersinger. Daran hat vor allem Richard Wagner seinen Anteil, der den frühneuzeitlichen städtischen Handwerker-Dichtern vom Schlage des Hans Sachs in der Oper Die Meistersinger von Nürnberg ein romantisiertes Denkmal gesetzt hat. Tatsächlich nimmt der Meistersang im Schaffen von Sachs einen großen Raum ein: Er dichtet im Laufe seines Lebens über 4.000 Meisterlieder. Aber auch als Komödien- und Tragödienautor sowie als Verfasser von Fastnachtspielen, geistlichen und weltlichen Liedern, Spruchgedichten und Prosadialogen tat sich Sachs hervor, so dass er als der vielseitigste Dichter seiner Zeit gelten muss. Bei seiner Stoffauswahl bediente sich Sachs aus vielerlei Quellen. Die biblischen Geschichten fanden ebenso Eingang in sein Werk wie die antike und zeitgenössische Geschichtsschreibung; die antike Literatur war für ihn ein so reichhaltiger Schatz wie die mittelalterliche oder die zeitgenössische. Daneben war das politisch-religiöse Zeitgeschehen sehr bedeutsam für seine Dichtung. Er kam schon früh in Kontakt mit den Lehren Luthers und betätigte sich ab 1523 als eifriger Verfechter der Reformation, die in Nürnberg (nicht zuletzt durch ihn) fortan eine Hochburg hatte.
Die in der vorliegenden Handschrift zusammengestellten 203 Meisterlieder gehören ebenfalls den verschiedensten Themenbereichen an: „dar in den sint vil schriftlicher par aus altem und newem testament … auch vil schoner & warhaftiger weltlicher histori auch aus den poeten und philosophen fabel und sitliche ler und der gleichen vil gueter stampaney guet schwenck und possen“. Sie wurde als Auftragswerk von Sachs eigenhändig angefertigt. Die einzelnen Lieder sind im Wesentlichen nach den Erfindern der ihnen zugrunde liegenden Töne (Weisen) geordnet. Jedes Lied ist mit Jahr, Tag und Monat der Entstehung verzeichnet. Es finden sich zu Beginn des Bandes ein Vorwort von Hans Sachs mit einer Zueignung an den Nürnberger Hafner Hans Leutzdörfer (vor 1533 – 1571) und ein Register der Lieder, das vom Meistersinger Benedict von Watt (1569 – 1616) um sechs eigene Gesänge ergänzt wurde. Die Blätter mit diesen Liedern sowie das Blatt 289 mit dem letzten Lied von Sachs fehlen.
Aufgeschlagen ist Blatt 48r: Antwort auf alle Strafer. Es handelt sich um ein Schulgedicht gegen die „Strafer“ (d. h. Satiren), die bei den Zunftgenossen von Hans Sachs beliebt waren. Der Text ist „Im kurzen thon Muglings“ zu singen.
(JMb)