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Kapitel 7 - Göttinger Gelehrte | Übersicht |


72 Terenz – ein beliebter
römischer Komödiendichter

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Publius Terentius Afer:
Comoediae.
Pergamenthandschrift,
Italien, 15. Jahrhundert.
Signatur: 2° Cod. Ms. philol. 110 Cim.
Provenienz: Lüder Kulenkamp, 1796

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2° Cod. Ms. philol. 110 Cim. (Ausschnitt)
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Nur sechs Werke sind von dem Dichter Publius Terentius Afer (um 190 v. Chr. – nach 160 v. Chr.) überliefert. Dennoch zählt er zu den wichtigsten lateinischen Autoren im republikanischen Rom. Das verdankt er nicht nur dem Umstand, dass er neben Plautus der einzige Komödiendichter dieser Epoche ist. Sein Leben und Werk reflektieren außerdem die Jahrzehnte der römischen Machtexpansion mit ihren Konsequenzen. Geboren wurde Terenz in Nordafrika bei Karthago, das damals von Rom schon zweimal geschlagen, aber noch nicht endgültig zerstört war. Als Sklave kam er nach Rom, wo er eine gute Ausbildung und Kontakte bis in die höchsten Kreise erwarb. Rom dehnte in jenen Jahren seine Sphäre nicht nur nach Süden, sondern auch nach Osten aus und kam gleichzeitig in engen Kontakt zu den Staaten Griechenlands und vor allem deren Kultur. Terenz nahm all das in sein Werk mit auf.

Vorlage für seine Komödien waren die Stücke des griechischen Dichters Menander, aber er kopierte sie nicht einfach, sondern adaptierte sie für ein gebildetes römisches Publikum. Das trifft auch für sein jüngstes Stück zu, dessen Beginn in der ausgestellten Handschrift zu sehen ist. Es heißt Adelphen, wurde 160 uraufgeführt und hat vor allem die Frage nach der richtigen Erziehung zum Inhalt. Bezeichnend ist nun, dass Terenz der im Stück lange favorisierten liberalen Erziehung am Ende in einem bei Menander fehlenden Schluss auch die Vorzüge eines strengeren Regimentes gegenüberstellt: wohl ein Tribut an traditionelle römische Werte, die der hellenistischen Lebensart kritisch begegneten. Wegen seiner kultivierten Sprache und kunstfertigen Behandlung des Stoffes war Terenz zu allen Zeiten ein beliebter Autor. Schon in der Antike, aber auch während des Mittelalters wurde er viel gelesen und kommentiert. Die Humanisten schätzten ihn ebenso wie später Ariost, Molière oder Goethe.

Die in Italien im 15. Jahrhundert entstandene Handschrift ist in einer sauberen Humanistenschrift geschrieben und enthält einige Randglossen mit Kommentaren zum Haupttext. Den Anfang jeder Komödie zieren Halbfigur- Initialen, die Personen des Stückes zeigen. Wie Eintragungen im vorderen Deckel zeigen, war die Handschrift im 16. Jahrhundert im Besitz eines Leipziger Apothekers und Stadtbaumeisters namens Johann Hu(t)ter († 1552), der das biblische Alter von 114 Jahren erreicht haben soll. Seit 1771 gehörte sie dem Göttinger Professor der Philosophie Lüder Kulenkamp (1724 – 1794), dessen Bibliothek im Mai 1796 versteigert wurde.

(JM)