Kapitel 8 - Auswärtige Wissenschaftler | Übersicht |
78 Ein ergetzung der gesunden / ein trost hoffnung vnd hilff den krancken
Beschreibung | Großbild
Johannes de Cuba:
Gart der Gesundheit.
Augsburg: Johann Schönsperger, 22. VIII. 1485.
Signatur: 4° Mat. med. 34/65 Inc.
Provenienz: Johann Christoph Gottsched, 1767
Seit der ausgehenden Antike vermittelten Kräuterbücher das Wissen der Ärzte über die Heilkraft der Pflanzen; mit der Erfindung des Buchdrucks wurden sie zu heilkundlichen Volksbüchern. Der Gart der Gesundheit ist das berühmteste Werk dieser Art und zugleich das wohl bedeutendste illustrierte naturwissenschaftliche Buch des Spätmittelalters. Seine Vorlage bildet ein Herbarius des italienischen Arztes Mattheus Platearius (* 1161), den der Mainzer Drucker und ehemalige Mitarbeiter in der Gutenbergschen Offizin Peter Schöffer im Jahre 1484 unter dem Titel Hortus sanitatis mit einem Umfang von 348 Seiten und 150 Holzschnitten herausbrachte. Das Werk war derart erfolgreich, dass Schöffer bereits im Folgejahr, am 28. März 1485, auf Anregung des Mainzer Domdekans Bernhard von Breidenbach (ca. 1440 – 1497) eine deutsche Fassung besorgte, die nicht nur mit einem Umfang von 720 Seiten und 379 Holzschnitten, sondern auch inhaltlich ihr Vorgängerwerk weit übertraf. Der Gart der Gesundheit bot das gesamte medizinisch-pharmakologische Wissen des 15. Jahrhunderts dar und beschrieb Heilanwendungen von Pflanzen, Tieren und Mineralien.
Den wissenschaftlichen Kommentar verfasste der „meyster in der ercznei gelert“ Johannes de Cuba (aus Kaub am Rhein), der seit September 1484 Stadtarzt in Frankfurt am Main war. Die Holzschnitte, die dem Utrechter Künstler Erhard Reuwich zugeschrieben werden, bedeuten mit ihrer naturnahen Darstellung einen Wendepunkt in der Geschichte der botanischen Buchillustration. Dass mit einem solchen Werk ein gutes Geschäft zu machen war, erkannte rasch auch der Augsburger Drucker Johann Schönsperger (1455 – 1521). Nur fünf Monate nach Erscheinen der Mainzer Erstausgabe legte er am 22. August 1485 einen Nachdruck vor, in dem sämtliche Mainzer Holzschnitte nachgeschnitten waren. Mit diesem Raubdruck war das Geschäft von Peter Schöffer zunichte gemacht, der keine weitere Neuauflage mehr vorlegte, während Schönsperger bis zum Jahre 1502 insgesamt acht Auflagen veröffentlichte.
(HR/KN)