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Kapitel 10 - In Dankbarkeit verbunden – Schenkungen Ehemaliger | Übersicht |


100 Frühe Panoramaansichten
von St. Petersburg

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Michail Ivanovič Machaev (Vorzeichner) und Efim Grigor’evič Vinogradov (Stecher):
Prospekt v verch po Nevě rěkě ot Admiraltejstva i Akademii Nauk k vostoku.
[Ansicht newaaufwärts von der Admiralität und der Akademie der Wissenschaften nach Osten.] Aus: Plan stoličnago goroda Sanktpeterburga s izobraženiem znatnejšich onago prospektov izdannyj trudami Imperatorskoj Akademii nauk i chudožestv. [Plan der Hauptstadt St. Petersburg mit der Darstellung ihrer vornehmsten Prospekte, herausgegeben von der Kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften und der Künste]. [St. Petersburg 1753].
Radierung und Kupferstich von zwei Platten, ca. 1350 x 500 mm
Signatur: gr. 2° Hist. Russ. 430/71 Rara
Provenienz: Georg Thomas von Asch, 1806

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gr 2° Hist. Russ. 430/71 Rara (Ausschnitt)
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Zum 50-jährigen Stadtjubiläum St. Petersburgs erschien 1753, in der Regierungszeit Elisabeths I. (1709 – 1761, reg. 1741 – 1761), ein Album mit einem großen Plan und zwölf Veduten der russischen Hauptstadt. Anliegen dieser großangelegten Edition der Akademie der Wissenschaften war es, einen Überblick über die noch junge russische Hauptstadt mit topographisch wie architektonisch genauen Panoramaansichten zu verbinden. Sämtliche Vorlagen für die Vedutenserie stammen von dem an der Akademie angestellten Maler, Zeichner und Stecher Michail Ivanovič Machaev (1718 – 1770), zu dessen Mitarbeitern mehrere Stecher zählten. Das Werk zeigt die noch im Entstehen begriffene Metropole, deren Ansichten sich in vielerlei Hinsicht von dem heute bekannten Stadtbild unterscheiden. Im Jahre 1703 legte Peter der Große den Grundstein der Peter- und Pauls-Festung, 1712 erklärte er seine Neugründung bereits zur neuen russischen Hauptstadt. Ihr rasantes, durchaus auch durch erzwungene Umzüge des Adels und des Beamtentums bedingtes Wachstum – 1710 zählte die Stadt 8.000, gegen Ende des 18. Jahrhunderts bereits 250.000 Einwohner – wurde von einer allmählichen Verdrängung der frühen Holz- durch repräsentative Steinbauten begleitet. Von 1714 bis 1741 galt das Gesetz, dass sämtliche Steinbauten des Landes auschließlich in St. Petersburg ausgeführt werden und im übrigen Russland unterbleiben mussten. Unter der Herrschaft Elisabeths I., der Tochter Peters des Großen, prägte der Hofarchitekt Bartolomeo Francesco Rastrelli (1700 – 1771) mit seinen Bauten nachhaltig das St. Petersburger Stadtbild. Sein „russischer Barock“, der russische und westeuropäische Formen verbindet, wurde bald in ganz Russland tonangebend.

Gezeigt wird das zweite Panorama der Vedutenserie, das von Efim Grigor’evič Vinogradov (1725 – 1769) gestochen wurde. Auf der linken Seite ist im hinteren Bildbereich die Peter-Pauls-Festung mit der von 1712 bis 1733 / 34 erbauten Peter-Pauls-Kathedrale zu sehen, im vorderen Bildbereich am – noch unbefestigten – Flussufer das Gebäude der 1725 eröffneten Akademie der Wissenschaften mit einem ins Wasser ragenden hölzernen Podest, dem „Theater für Feuerwerke und Illuminationen“. Auf der rechten Seite liegt das Schlossufer vom Sommergarten bis zum offenen Hof des von 1732 bis 1736 von Rastrelli errichteten Winterpalastes. Der Anblick dieser Uferseite wurde durch spätere Um- und Neubauten stark verändert (so wurde der heute noch bestehende Bau des Winterpalastes von 1754 bis 1762 von Rastrelli ausgeführt). Auf der Newa herrscht reger Schiffsverkehr; auf der linken Seite ist ein Boot zu sehen, das Steinblöcke transportiert.

(SG)