Kapitel 10 - In Dankbarkeit verbunden – Schenkungen Ehemaliger | Übersicht |
103 Die ganze Welt in einem Buch –
der erste große Weltatlas
Beschreibung | Großbild
Abraham Ortelius:
Theatrum Orbis Terrarum.
Antwerpen: Officina Plantiniana, 1595.
Signatur: 2° Geogr. 153d Rara
Provenienz: Arthur Breusing, 1887
Abraham Ortelius (1527 – 1598), berühmter Antwerpener Kartograph, gelang es erstmals, eine Anzahl nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählter Karten unterschiedlicher Herkunft und Größe auf gleiches Format zu bringen und in Buchform zusammenzufassen. Nach dem frühen Tod des Vaters sorgte Ortelius zunächst durch das Kolorieren von Karten und deren Verkauf für seinen Lebensunterhalt. Mit 20 Jahren wurde er dann als Kartenhändler in die St.-Lukas-Gilde in Antwerpen aufgenommen. Seine kartographische Schaffensperiode setzte erst relativ spät ein. 1570 veröffentlichte er den ersten Kartenatlas unter dem Titel Theatrum Orbis Terrarum. Dabei berücksichtigte er die neuesten Informationen, die er dank einer regen Korrespondenz von zahlreichen Wissenschaftlern erhielt. Mit Gerard Mercator verband ihn eine lebenslange Freundschaft.
Dieser ersten Auflage seines Werkes mit 70 Karten, die meisten gestochen von Franz Hogenberg (1535 – 1590), folgten bis 1612 über 40 weitere Auflagen. Die große Zahl von Auflagen zeigt, dass nach einem modernen Atlas eine enorme Nachfrage bestand und Ortelius mit seinen sorgfältig gestalteten Karten den Zeitgeschmack genau traf. Die Karten basieren auf den besten verfügbaren Vorlagen jener Epoche, darunter sehr vielen italienischen. Ortelius pflegte einen kritischen und respektvollen Umgang mit seinen Quellen und stellte in den einzelnen Ausgaben des Theatrum eine Liste der Kartographen voran, deren Werke als Quelle gedient hatten. Mit seinen kartographischen Leistungen gelangte Ortelius nicht nur zu großem Wohlstand und hohen Ehren, sondern er beeinflusste maßgeblich den Entwicklungsgang der Kartographie. Die südlichen Niederlande blieben im 17. Jahrhundert das Zentrum der Kartenherstellung.
Das im Renaissancestil ausgeführte Titelblatt gibt die vier Kontinente allegorisch als Frauengestalten wieder: Europa als Kaiserin mit Weltkugel und Kreuz, Asien als Priesterin, Afrika als Negerin und schließlich Amerika, das erstmals als gleichberechtigter Erdteil erscheint, als nackte Barbarin. Daneben steht noch eine Büste der Magellanica mit einer Fackel, womit das fiktive Südland und Feuerland symbolisiert werden sollten.
(MS)