Kapitel 10 - In Dankbarkeit verbunden – Schenkungen Ehemaliger | Übersicht |
105 Ein üppig ausgestatteter Inkunabelkatalog
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Catalogue of manuscripts and early printed books from the libraries of William Morris,
Richard Bennett, Bertram, fourth Earl of Ashburnham, now forming portion of the library of
J. Pierpont Morgan. Bd. 1.
London : Chiswick Press, 1907
Signatur: HSD-LS Zia 70 = 2° Hist. lit. libr. XI, 7560: 1
Provenienz: John Pierpont Morgan, 1908
John Pierpont Morgan erwarb zwischen 1890 und dem Vorabend des 1. Weltkriegs eine ganze Reihe von Privatbibliotheken in Europa, so dass nach und nach eine bemerkenswert breit gefächerte Bibliothek mit einer erstaunlichen Anzahl von kostbaren Handschriften und Frühdrucken entstand. Heute besitzt die John Pierpont Morgan Library in New York eine Sammlung von 2.700 Inkunabeln, darunter zahlreiche Unikate, bedeutende Erstausgaben klassischer Autoren und Werke der berühmtesten Drucker der Inkunabelzeit. Der sorgfältig gestaltete dreibändige Katalog zu dieser Sammlung entstand zwischen 1907 und 1913, und er wurde als Privatdruck bei der Chiswick Press in London in nur 175 Exemplaren auf handgeschöpftem Papier gedruckt. Zusätzlich gab es fünf auf Pergament gedruckte Vorzugsexemplare. An der Herstellung des Katalogs waren die namhaftesten Fachleute für den europäischen Frühdruck beteiligt: Alfred W. Pollard (1859 – 1944), Montague Rhodes James (1862 – 1936) und Edward Gordon Duff (1863 – 1924).
Angelegt ist der Katalog nach dem geographisch- chronologischen Prinzip: Die Haupteinteilung bilden die Länder – im ersten Band folgen auf die Blockbücher die Kapitel Deutschland, Österreich und die Schweiz, innerhalb der Länder folgen die Druckorte in chronologischer Abfolge aufeinander (angefangen mit Mainz), und innerhalb des Druckortes sind die Inkunabeln chronologisch angeordnet. Insgesamt folgt der Katalog damit dem Aufbau des Catalogue of the Books printed in the XVth Century now in the British Museum, für dessen erste drei Bände (1908 – 1913) ebenfalls A. W. Pollard verantwortlich zeichnete.
Neben den sorgfältigen und ausführlichen Beschreibungen der Inkunabeln sind die ausgezeichneten Faksimile-Wiedergaben in dem Katalog bemerkenswert: Gelegentlich vergessen selbst geübte Betrachter, dass hier nicht ein Holzschnitt aus dem 15. Jahrhundert zu sehen ist, sondern ein Nachdruck, dessen Qualität dem Original sehr nahe kommt. Voller Stolz bemerkt Pollard im Vorwort zum ersten Band: „Every illustration appears in immediate connection with the book to which it relates, and yet it will hardly be contended that the beauty of the catalogue itself has been in any way damaged.” Dies zeigt auch die aufgeschlagene Seite mit der Beschreibung der Erstausgabe von Hartmann Schedels Weltchronik (s. Nr. 2) auf der linken Seite und dem ganzseitigen Holzschnitt mit Papst Pius II. und Kaiser Friedrich III. auf der rechten Seite.
(HR)