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Kapitel 4 - Wer bietet mehr? Ersteigert auf Auktionen | Übersicht |


32 Die Reise ins Heilige Land als Bildreportage

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Bernhard von Breidenbach:
Peregrinatio in terram sanctam, französisch.
[Lyon:] [Gaspard Ortuin,] 18. II. 1489/90.
Signatur: 4º Itin. I, 2297 Inc.
Provenienz: Auktion Thomas Osborne, 1749

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4° Itin. I, 2297 Inc. (Ausschnitt)
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Der Mainzer Domdechant Bernhard von Breidenbach (um 1440 – 1497) unternahm vom 25. April 1483 bis Ende Januar 1484 gemeinsam mit dem jungen Grafen Johannes von Solms und dessen Lehnsmann und Beschützer, Ritter Philipp von Bicken, eine Pilgerfahrt nach Jerusalem und auf den Sinai. Der aus Utrecht stammende Maler Erhard Reuwich schloss sich der Reisegruppe an und erhielt die Aufgabe, die wichtigsten Eindrücke von Städten und Gebäuden, von Menschen und Kulturdenkmälern in Bildern festzuhalten. Nur zwei Jahre nach der Rückkehr erschien am 11. Februar 1486 der von Reuwich geleitete deutsche Erstdruck des Reiseberichts in lateinischer Sprache in Mainz, eine deutsche Ausgabe folgte ganze vier Monate später und am 4. Mai 1488 auch eine niederdeutsche Version. Graf Johannes von Solms erlebte das Erscheinen des Buches, das eine Verbindung von Pilgerführer, Reisehandbuch und geographischer Beschreibung darstellt, nicht mehr: Er starb kurz nach Antritt der Rückreise in Alexandrien.

Der große Erfolg des Reiseberichts ist in seinem Inhalt und seiner künstlerischen Ausstattung begründet. Bernhard von Breidenbach ergänzte den eigentlichen Reisebericht durch eine Beschreibung Palästinas, eine Biographie Mohammeds, Berichte über Belagerungen von Konstantinopel und Rhodos sowie Notizen über Recht und Sitten der Bewohner des Heiligen Landes. Reuwich selbst übertrug seine Skizzen in den Holzschnitt und überwachte den Druck des Buches. Das reich ausgestattete Werk ist das erste Holzschnittwerk, dessen Illustrator namentlich bekannt ist, und das erste topographische Werk, dessen Städteansichten weitgehend der Wirklichkeit entsprechen. Reuwichs Holzschnitte sind von starker malerischer Ausdruckskraft und gelten als Höhepunkt der Mainzer Buchillustration; sie haben unter anderem die Ausstattung der Schedelschen Weltchronik (s. Nr. 2) beein- flusst. Das Frontispiz zeigt eine allegorischheraldische Darstellung mit den Wappen der drei Reisenden; es war vorher bereits in den lateinischen, hochdeutschen und niederländischen Erstausgaben des Reiseberichts verwendet worden und gilt als das älteste Frontispiz im Buchdruck.

(HR)