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Kapitel 8 - Auswärtige Wissenschaftler | Übersicht |


83 Irrungen und Wirrungen

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Giovanni Boccaccio:
Il Filocolo, deutsch.
Metz: Kaspar Hochfeder, 26. VIII. 1499.
Signatur: 4° Fab. Rom. III, 1579 Inc.
Provenienz: Gottfried Thomasius, 1770

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4° Fab. Rom. III, 1579 Inc. (Ausschnitt)
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Der Filocolo (um 1340 / 45) ist das Erstlingswerk Giovanni Boccaccios (1313 – 1375). Der abenteuerliche Prosaroman verarbeitet einen damals in ganz Europa populären Stoff, der in Frankreich in der Mitte des 12. Jahrhunderts unter dem Titel Floir et Blancheflor entstanden war. „Die erbarmenswerten Abenteuer des verliebten Florio und seiner Biancofiore“ führten die beiden von Amor selbst zusammengeführten Protagonisten, deren Liebe der spanische König, der Vater Florios, entgegensteht, durch allerlei Gefahren und Abenteuer von Verona nach Alexandrien, von Neapel wieder nach Ägypten und schließlich nach Rom, wo endlich die prächtige Hochzeit statt- findet. Wiederholt müssen die Götter in allerhöchster Not eingreifen, um die Liebenden zu retten; der Verkauf in die Sklaverei bzw. in den Harem eines Sultans, Einkerkerung und Verurteilung zum Feuertod, Schiffsbrüche und falsche Todesnachrichten sind nur einige der vielen Gefahren, die ihnen drohen.

Der Liebesroman mischt auf nahezu wahllos anmutende Weise christliche, antike und höfische Elemente, und Boccaccio nutzt die Gelegenheit, um seine Kenntnisse der griechischen und römischen Mythologie unter Beweis zu stellen. Die griechische Sprache allerdings beherrschte er nur unzulänglich: Erst aus der in einer venezianischen Ausgabe von 1537 verwendeten Titeländerung Il filopono (aus griechisch philoponos) ist erkenntlich, dass er mit dem Titel Il filocolo wohl den sich abmühenden Liebenden zu bezeichnen trachtete.

Kaspar Hochfeder, der Drucker der ersten deutschen Ausgabe des Filocolo, war seit etwa 1473 in der polnischen Königs- und Universitätsstadt Krakau tätig. Als ausgesprochener „Wanderdrucker“ ließ er sich dann von 1490 bis 1499 in Nürnberg nieder, von 1499 bis 1502 in Metz, von 1502 bis 1505 in Krakau. Schließlich war er von 1508 bis 1517 wieder in Metz tätig. Dort druckte er zwei deutsche Ausgaben des Filocolo.

(HR)