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Kapitel 8 - Auswärtige Wissenschaftler | Übersicht |


85 Das Emblembuch Peters des Großen

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Symbola et emblemata, iussu atque auspiciis Sacerrimae Suae Majestatis Augustissimi ac Serenissimi Imperatoris Moschoviae… Petri Alexeidis …
Amsterdam: H. Wetstein, 1705.
Signatur: 8° Hist. subs. 4352 Rara
Provenienz: Rudolf Anton Fabricius, 1776

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8° Hist. subs. 4352 Rara (Ausschnitt)
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1697 / 98 unternahm Peter der Große (1672 – 1725; reg. 1682/89 – 1725) eine als „Große Gesandtschaft“ bekannt gewordene Reise nach Westeuropa, die ihn auch in die Niederlande führte. Hier erwarb der junge Zar Kenntnisse und Einsichten, die seine radikale Umgestaltung Russlands zur militärischen Großmacht und zu einem modernen Staatsgefüge nach westeuropäischem Vorbild maßgeblich beeinflussten. Noch während seines Aufenthaltes in der niederländischen Hauptstadt stattete Peter der Große dortige Drucker mit dem Privileg aus, russische Bücher zu drucken. Als einer von etwa zwanzig bekannten frühen russischen Amsterdamer Drucken erschien im Jahre 1705 – vom Zar persönlich in Auftrag gegeben – die Emblemenzyklopädie Symbola et emblemata. Woher rührt das Interesse Peters des Großen an der Publikation dieses ersten russischen Emblembuches? Während seines Aufenthaltes in Amsterdam hatte der Zar, wie Hippisley rekonstruiert hat, Daniel de la Feuilles umfangreiche siebensprachige Emblemkompilation Devises et emblemes anciennes et modernes (Amsterdam 1691) erworben.

In einer Zeit, in der die Verwendung der Emblematik in der Heraldik, bei offiziellen Feierlichkeiten wie Feuerwerken und Illuminationen, in der Gebäude- und Landschaftsarchitektur und anderen Bereichen allgegenwärtig war, erkannte Peter der Große sofort die Eignung des Werkes für Zwecke der russischen höfischen und militärischen Repräsentation und beauftragte den polnischen Übersetzer und Druckagenten Elias Kopijewski damit, eine auch dem fremder Sprachen nicht mächtigen Russen verständliche Fassung herzustellen. Nach Kopijewskis Weggang aus Amsterdam im Jahre 1702 wurden die Symbola et emblemata bei Hendrik Wetstein gedruckt. Sie umfassen 840 durchnummerierte, kreisförmig umrandete Emblemata mitsamt ihrer Inskriptionen in acht Sprachen, nach ihrem niederländischen Titel an erster Stelle der russischen, an letzter Stelle der deutschen Sprache; ihnen folgt ein einfaches alphabetisches Register der Inskriptionen in lateinischer Sprache. Die ersten 708 Embleme gehen direkt auf de la Feuilles Sammlung zurück, während die übrigen 132 Embleme weitere Quellen haben. Wie von Peter dem Großen intendiert, wurde die Auflage vielfach von russischen Kunsthandwerkern erworben, die sie als Gestaltungsvorlage verwendeten. Insbesondere aber im Rahmen des forcierten Aufbaus der russischen Flotte fanden die Symbola et emblemata (und auch ihr Vorgängerwerk) reiche Verwendung.

Aufgeschlagen sind die Embleme Nr. 205 bis 210, deren erstes einen von einem Ast auffliegenden Adler mit der russischen Inskription „Ne glasom no dělami moimi“ (Nicht durch meine Stimme, sondern durch meine Taten) zeigt. Mit diesem Emblem wurde das russische Kriegsschiff „Alter Adler“ geschmückt, das im Jahre 1709 vom Stapel lief.

(SG)