Zusammenfassung
In dieser Arbeit wird ein Überblick über die Entwicklung wirtschaftlich bedeutsamer Erkrankungen des Rindes auf dem Gebiet der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik von 1946 bis 1989 gegeben. Dazu wurde die zugängliche Literatur gesichtet und nach Zeitabschnitten geordnet ausgewertet. Die Wahl der Zeitabschnitte orientiert sich an der Entwicklung der DDR-Landwirtschaft, die in kurzer Form dargestellt wird.
Im Laufe des betrachteten Zeitraumes änderte sich die tiergesundheitliche Situation in den Rinderbeständen grundlegend. Während zu Beginn Tierseuchen und Deckinfektionen die bedeutendsten Rindererkrankungen waren, nahmen gegen Ende nichtinfektiöse, vor allem fütterungsbedingte, Erkrankungen und infektiöse Faktorenkrankheiten diese Stelle ein. Von 1946 bis 1989 wurden in der DDR Rindertuberkulose, Rinderbrucellose, Trichomoniasis, Vibriosis und Dassellarvenbefall getilgt. Zwischen der Entwicklung der Landwirtschaft und den Erkrankungsschwerpunkten lassen sich eindeutige Beziehungen herstellen. Offenstallhaltung, Bildung von Großbeständen und industriemäßige Rinderhaltung verursachten spezifische tiergesundheitliche Probleme.
Die Bekämpfung wirtschaftlich bedeutsamer Erkrankungen des Rindes erfolgte in der DDR durch ein umfangreiches staatliches Veterinärwesen unter zentraler staatlicher Leitung und Koordination. Die Wirksamkeit dieses Systems war insbesondere in der Tierseuchenbekämpfung gut, wurde aber durch die begrenzten ökonomischen Kapazitäten der DDR eingeschränkt. Bei der Bekämpfung von Tierseuchen und Parasitosen wurde vor allem administrativ vorgegangen. Gegen Tuberkulose, Brucellose, Dassellarvenbefall, Gelben Galt und Leukose wurden Flächensanierungsprogramme mit Erfolg angewendet. Es zeigte sich, daß Rückschläge in der Tierseuchenbekämpfung häufig durch Unsicherheiten in der Diagnostik verursacht wurden. Zur Überwachung der Herdensituation bezüglich Fruchtbarkeit und Stoffwechselgesundheit wurden Verfahren entwickelt und in Großbeständen eingesetzt. Die hierzu geschaffenen umfangreichen wissenschaftlichen Vorarbeiten könnten und sollten ebenso wie veterinär- und seuchenhygienische Grundanforderungen Eingang in eine prophylaktisch orientierte tierärztliche Betreuung von Rinderbeständen finden. |