Zusammenfassung
Die Zielsetzung dieser Arbeit war die Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen der Entwicklung der Kırperkondition im Laktationsverlauf und verschiedenen Milchleistungs- und Fruchtbarkeitsparametern. Weiterhin sollten unter Einbeziehung von Ergebnissen aus anderen Untersuchungen Referenzwerte fır einen im Rahmen der Herdenbetreuung anwendbaren Konditionsbereich ermittelt werden, der hohe Milchleistungen mit akzeptablen Fruchtbarkeitsergebnissen und stabiler Gesundheit zu vereinen vermag. Zu diesem Zweck wurde bei insgesamt 46111 Tieren in 78 verschiedenen Betrieben per Ultraschall die Rıckenfettdicke gemessen und zu den Produktionsvariablen in Beziehung gesetzt.
Der Konditionsverlauf wird durch das Alter, die Rasse und das Leistungsniveau des Betriebes beeinfluıt. Jıngere Tiere bewegen sich allgemein, vor allem aber in der Spıtlaktation und Trockenperiode auf einem niedrigeren Konditionsniveau als ıltere. Die Auswirkungen des Wachstums verlieren ab der dritten Laktation an Bedeutung. Bei diesen ılteren Tieren besteht hingegen eine erhıhte Gefahr der Verfettung in der Spıtlaktation. Reinerbige HF-Tiere durchlaufen gegenıber schwarzbunten Kıhen aus Verdrıngungskreuzungen eine stırker ausgeprıgte und lınger anhaltende Phase negativer Energiebilanz, sind aber im Durchschnitt in der Lage, den stırkeren Abbau bis zur nıchsten Kalbung auszugleichen. In niederproduktiven Betrieben ist besonderes Augenmerk auf eine leistungsgerechte Fıtterung in der Spıtlaktation und Trockenperiode zu richten. Bei der Konditionsbeurteilung im Rahmen der Herdenbetreuung sollte in Problembestınden auch die von der Jahreszeit abhıngige Qualitıt des betriebseigenen Grundfutters Berıcksichtigung finden.
Mit ansteigender Milchleistung nehmen Hıhe und zeitliche Ausdehnung der negativen Energiebilanz kontinuierlich zu, mittlere Minimalkonditionen von unter 10 mm RFD sind jedoch mit Leistungseinbuıen verbunden. Auf Betriebsebene stellt die leistungsbezogene Fıtterung ein Problem dar. Die Leistungstrıger der Herde schmelzen im Durchschnitt nahezu ihre gesamten Fettreserven ein und sind nicht in der Lage, ausreichende Energiedepots fır die kommende Laktation aufzubauen. Niederproduktive Tiere hingegen sind vermehrt von Verfettung betroffen. Um hohe Milchleistungen bei stabiler Gesundheit zu gewıhren, sollte die Minimalkondition im Herdenmittel bei etwa 13 mm RFD liegen. Niedrigere Werte steigern die Milchleistung nur unwesentlich, gehen aber mit hıheren Abgangsraten und einem starken Energiemangel einher. Hohe Herdenleistungen sind auch ohne extreme Kırpermasseverluste zu realisieren und schlieıen gute Fruchtbarkeitsergebnisse nicht aus.
Es bestehen enge Beziehungen zwischen der Konditionsentwicklung und dem Milcheiweiıgehalt. Der durchschnittliche Eiweiıgehalt der Gesamtlaktation sollte zwischen 3,5 und 3,8% liegen. Werte unter 3,2% sind als Hinweis auf ein extremes Energiedefizit zu werten. Eine stark ausgeprıgte negative Energiebilanz geht zwar initial mit hıheren Milchfettgehalten einher, diese fallen jedoch im Laufe der Laktation auf unterdurchschnittliche Werte.
Mit zunehmendem Abbau von Fettgewebe in der Frıhlaktation steigen Rast-, Gıst- und Zwischenkalbezeiten an. Jene Tiere mit dem stırksten Konditionsverlust und den lıngsten Gıstzeiten konzipieren im Mittel erst etwa 2 Monate nach ıberwindung der negativen Energiebilanz, wıhrend Tiere mit gering ausgeprıgtem Energiedefizit bereits in der Nıhe des konditionellen Tiefpunktes erneut aufnehmen. Um akzeptable Fruchtbarkeitsergebnisse zu gewıhrleisten, sollte das Konditionstief im Herdenmittel nicht unter 13 mm RFD absinken, die tıgliche Abbaurate in den ersten 4 Wochen p.p. sollte 0,14 mm pro Tag nicht ıberschreiten.
Die Kırperkondition wıhrend der Trockenperiode und zum Partus beeinfluıt die Milchleistung und -zusammensetzung in der Frıhlaktation stırker als die Gesamtmilchmenge. Unabhıngig von der Leistung sollte bei trockenstehenden Tieren eine mittlere Kondition zwischen 22 und 24 mm RFD angestrebt werden. Diese Kıhe weisen in der Folge gute Fruchtbarkeitsergebnisse und niedrige Abgangsraten auf. Konditionswerte ıber 35 mm RFD sind zu vermeiden, da sich das Abgangsrisiko bei sinkender Milchmenge drastisch erhıht. Gleichzeitig sind ıberdurchschnittliche Fettreserven mit verlıngerten Rastzeiten verbunden. Das konditionelle Tief sollte bei etwa 13 mm RFD liegen. Niedrigere Werte gehen zwar bezogen auf den Betriebsdurchschnitt mit einer Erhıhung der relativen Einzeltierleistung einher, jedoch auf Kosten hıherer Abgangsraten und schlechterer Fruchtbarkeitsergebnisse. Die Phase der negativen Energiebilanz sollte nach spıtestens 100 Laktationstagen ıberwunden sein und 200 Tage p.p. sollte bereits eine deutliche Regeneration von Fettreserven realisiert worden sein. Zum Trockenstellen sollten die Tiere die frıhere prıpartale Kondition wiedererlangen, bei Hochleistungstieren sind allerdings mııige Zunahmen in der Trockenperiode notwendig.
Die Aussagekraft der Konditionsbeurteilung beim Einzeltier ist relativ begrenzt, auf Herdenbasis stellt diese Methode jedoch ein wichtiges Kontrollinstrument dar. Sie kann helfen, den natırlichen Verlust von Kırperfettreserven in der Frıhlaktation zu kontrollieren und den Tieren eine adıquate Wiederauffıllung der Energiedepots zu ermıglichen. Ein leistungsfıhiges Management ist in der Lage, der mit steigender Milchproduktion tendentiell einhergehenden Fruchtbarkeitsdepression effektiv zu begegnen. Als Referenzkurven fır die Bestandsbetreuung kınnen die Abbildungen 57 und 58 herangezogen werden. |