Zusammenfassung
Zur Darstellung der Liquordrainage in die Lymphknoten der
Ratte wurden aus einer Subarachnoidalblutung stammende Erythrozyten als
pathophysiologische Marker verwendet. Dazu wurde bei Ratten mittels des
Controlled Cortical Impact Injury ein subarchnoidales Hämatom erzeugt.
Als Versuchstiere dienten 38 männliche Sprague-Dawley Ratten, denen
nach Überlebenszeiten zwischen 10 Minuten und 28 Tagen post trauma
repräsentative Lymphknotenstationen entnommen wurden. Diese wurden
histologisch, immunhistologisch und elektronenmikroskopisch aufgearbeitet
und nach Vorkommen von drainierten Erythrozyten in den Lymphknotensinus
durchgemustert. Zur besseren Lokalisation der Erythrozyten in den entsprechenden
Lymphknotenkompartimenten wurden Antikörper gegen Desmoplakin und
?-smooth muscle actin verwendet. Die phagozytotische Aktivität der
Sinusmakrophagen bei der Degradation von Erythrozyten wurde mittels des
Lysosomenmarker ED1 nachgewiesen. Ergänzend wurden der Bulbus olfactorius
und der Hirnstamm hinsichtlich des Vorkommens von Erythrozyten histologisch
untersucht. Zusätzlich wurden die gleichen Lymphknotenstationen von
10 weiteren Tieren, die im Rahmen einer Therapiestudie den NMDA-Antagonisten
Aptiganel HCl (Cerestat®) oder Plazebo 15 Minuten nach dem Trauma
verabreicht bekamen, asserviert. Bereits 10 Minuten nach dem Trauma sind
im subkapsulären Sinus der tiefen cervikalen Lymphknoten drainierte
Erythrozyten zu sehen. Nach 24 Stunden sind Erythrozyten gleichmäßig
im Marksinus verteilt. 16 Stunden post trauma zeigen sich erstmals einzelne-,
nach 24 Stunden wesentlich mehr Erythrozyten im Sinus der lumbalen paraaortalen
Lymphknoten. In den inguinalen und poplitealen Lymphknotenstationen wird
nahezu keine Erythrozytendrainage beobachtet. Die Sinus der Kontrollratten
sind ebenfalls frei von Erythrozyten. Die sham-operierten Tiere zeigten
in den tiefen cervikalen Lymphknoten nur ein geringgradiges Vorkommen von
Erythrozyten. Der Nachweis von dreiwertigem Eisen mit Hilfe der Berlinerblau
Reaktion zeigt zwischen dritten und fünften Tag nach dem Trauma das
größte Vorkommen von bläulichem Eisenpigment. Nach 28 Tagen
ist noch eine mittelgradige Anzahl an Eisenpigment in den beiden genannten
Lymphknotenstationen zu erkennen. Insbesondere das zeitversetzte Auftreten
von Erythrozyten in den tiefen cervikalen- und den lumbal paraaortalen
Lymphknoten spricht für eine Drainage aus dem ZNS. Ein vermehrtes
Auftreten von Erythrozyten in den zur Kontusionsseite ipsilateral gelegenen
Lymphknoten wurde nicht beobachtet. In den Lymphknoten der Therapiegruppe
beobachteten wir eine geringer ausgeprägte Erythrozytendrainage als
bei den Plazebotieren. Die mit Cerestat® behandelten Tiere zeigten
im Verlauf einen niedrigeren ICP, so daß ein Zusammenhang zwischen
Erythrozytendrainage und ICP offensichtlich erscheint. Diese Erkenntnisse
erhärten die Annahme, daß das periphere Lymphsystem für
die Physiologie der Liquordrainage aus dem ZNS eine größere
Rolle spielt.
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