Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluß von HHV-6 auf die humane Hämatopoese in einem in vivo Modell untersucht. Zuerst wurden verschiedene sensitive und spezifische Nachweisverfahren für HHV-6 etabliert. Diese Nachweisverfahren beinhalteten den Nachweis von HHV-6 Proteinen mit monoklonalen Antikörpern, sowie HHV-6 DNA und HHV-6 RNA mit der PCR. Desweiteren wurde ein Echt-Zeit PCR Test zum quantitativen Nachweis von HHV-6 DNA etabliert. Die in dieser Arbeit entwickelten HHV-6 Nachweisverfahren wurden bereits in klinischen Studien evaluiert.
Als Modell zur Untersuchung der humanen Hämatopoese wurde das Xenotransplantat-Modell der NOD/SCID Maus optimiert. Dazu mußte zuerst untersucht werden, ob HHV-6 pathogen für die NOD/SCID Maus ist. Nach Injektion von HHV-6 traten weder Veränderungen des Blutbildes, noch pathologische Veränderungen der Organe auf. Eine anhaltenden Infektion der Mäuse konnte weder auf der Basis des HHV-6 DNA Nachweises, noch des Antigen Nachweises beobachtet werden. Auch in vitro war eine Infektion muriner Zellen mit HHV-6 nicht möglich. HHV-6 repliziert dementsprechend nicht in Zellen der NOD/SCID Maus.
Zur Untersuchung eines HHV-6 Einflusses auf die Chimären-Hämatopoese wurde das NOD/SCID Maus Modell bezüglich einer hohen Ausbeute humaner Zellen optimiert. Nach Transplantation von CB-MNC oder CB-CD34+ Zellen kam es zur Bildung einer humanen Multilinien-Hämatopoese in der NOD/SCID Maus. Die Supplementierung mit humanem IL-3 war bei Transplantation von CB-CD34+ Zellen mit zunehmendem Reinheitsgrad der Zellen essentieller und führte auch nach Transplantation von CB-MNC zu einer leicht erhöhten Bildung humaner Zellen und einer vermehrten Bildung myeloider Zellen gegenüber lymphoiden Vorläuferzellen. In einigen Versuchen konnten 80%-90% humane Zellen im Knochenmark der Mäuse detektiert werden. Mit Hilfe von LTBMC und Sekundär-Transplantationen konnte gezeigt werden, daß hIL-3 nicht nur zu einer erhöhten Proliferation der Zellen führt, sondern darüber hinaus das repopulierende Potential von PHSZ reduziert. PHSZ aus dem Knochenmark von Mäusen ohne hIL-3 Supplementierung hatten ein deutlich höheres repopulierendes Potential in sekundär-transplantierten Mäusen und LTBMC als hämatopoetische Stammzellen aus dem Knochenmark von Mäusen mit hIL-3 Supplementierung.
Neben der Bildung humaner hämatopoetischer Zellen konnte nach Transplantation von hoch gereinigten CD34+ Zellen die Bildung humaner nicht-hämatopoetischer Zellen beobachtet werden. Offensichtlich enthält die Fraktion der CB-CD34+ Zellen auch Vorläuferzellen für Endothel- und Stromazellen. Die Produktion dieser Zellen wurde durch hIL-3 nicht beeinflußt.
Die Infektion von CB-MNC mit HHV-6A resultierte in einer deutlich reduzierten Bildung humaner Zellen, unabhängig davon, ob die Zellen vor oder bereits nach der Transplantation infiziert wurden. Dabei war die Multilinien-Hämatopoese und die Bildung nicht-hämatopoetischer Zellen im Verhältnis zur Menge humaner Zellen nicht beeinträchtigt. HHV-6B hatte keinen Einfluß.
Bei Infektion von CD34+ Zellen vor der Transplantation konnte keien reduzierte Bildung humaner Zellen beobachtet werden. Auch bei einer Infektion 3 Tage nach der Transplantation kam es zu keiner reduzierten Produktion humaner Zellen. Erst bei Infektion 12 Tage nach Transplantation zeigte sich der gleiche Effekt für HHV-6A, wie nach Transplantation von CB-MNC. HHV-6B hatte keinen Einfluß.
Offensichtlich sind das "Homing" und die Bildung humaner Zellen aus CD34+ Zellen weder direkt noch indirekt durch HHV-6 beeinflußt. HHV-6A suszeptible Zellen müssen erst in der Maus gebildet werden. Bei Transplantation von CB-MNC werden diese bereits mit transplantiert.
In einem in vitro Ansatz wurde der Einfluß von HHV-6 auf die Differenzierung von CD34+ Zellen zu Endothel- und Stromazellen gezeigt. Die HHV-6 Infektion führte zu einem schlechten Auswachsen der Kulturen und damit auch zu einer verminderten Bildung von Endothel- und Stromazellen. Ein spezifischer Effekt auf die Bildung dieser Zellen konnte nicht beobachtet werden. Mit zu diesem Zweck etablierten quantitativen RT-PCR Tests konnte HHV-6B Infektion die reduzierte Transkription der KDR und vWF Gene gezeigt werden. HHV-6A hatte keinen Einfluß. |