Zusammenfassung
Die dieser Arbeit zu Grunde liegende Fragestellung ist der journalistischen Praxis von
Online-Redakteuren vorzugsweise aus der Computerbranche entnommen. In der
Frühphase des Internets, die etwa zwischen 1994 und 2000 angesiedelt werden kann
und in der journalistische Anbieter das Neue Medium erstmals verstärkt in Anspruch
nahmen, hatte der Online-Journalismus kein klares Bild seiner selbst. Für die Betreiber
von Internet-Magazinen stellte sich die grundlegende und für ältere Medien längst
geklärte Frage, in welcher Form sie ihren Lesern Nachrichten anbieten sollten.
Für den Anbieter war und ist zumindest das Ziel klar: Er will so viel als möglich von
seinem Zielpublikum erreichen, das - die später angeführten Statistiken zeichneten ein
deutliches Bild ? gerade in den 90er Jahren prinzipiell nur aus gebildeten, jungen
Männern bestehen konnte (vgl. unter anderen Wingert 1998; Groebel 1998). Das
Problem besteht nach wie vor darin, dass das Neue Medium noch nicht die Zeit hatte zu
zeigen, welche Form der Aufbereitung von Nachrichten die attraktivste für das Online-
Publikum ist.
Entsprechend den theoretischen Vorüberlegungen und den Gegebenheiten der Online-
Praxis von im Informationstechnik-Sektor tätigen Redaktionen zu Beginn dieser Arbeit
im Jahre 1998 waren drei verschiedene Modelle der formalen Aufbereitung von
Nachrichtenangeboten vorstellbar und zumindest ansatzweise durchführbar: 1.) kurze
Nachrichten, die einen schnellen Überblick über das Geschehene geben, 2.) ausführliche
und stark verlinkte "Riemen", die eine größtmögliche Fülle an Informationen zum
Thema bieten, und 3.) "Infotainment"-News mit vielen multimedialen Elementen wie
Bildern, Videos und Ton. Letztere waren neu und daher interessant und versprachen
darüber hinaus, zu einem Publikumsmagneten zu werden (Meier / Neuberger 1998, S.
10 ? 12).
Nach mehreren Fragebogenwellen und einer experimentellen Versuchsanordnung innerhalb des redaktionellen Angebotes von ZDNet.de erwies sich als das grundlegende Ergebnis dieser Dissertation: Publikumsmagnet Nummer eins im Internet sind Nachrichtenangebote, die ein Maximum an weiterführenden Hyperlinks anbieten. Das Kriterium "Verlinkung" schlägt - wie in Kapitel 11 gesehen - sogar das Kriterium "Kürze", das nichts desto trotz ebenfalls hoch in der Gunst der Anwender steht. Das Kriterium "Multimedialität" dagegen, das 1998 laut Loosen und Weischenberg (1999) sehr hoch in der Gunst der Anbieter gestanden hat, ist für den Großteil der User ein Grund zum Nicht-Klicken. |