Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde die funktionelle Wirksamkeit eines integrierten
Qualitätsmanagementsystems in der Broilerproduktion untersucht. Die Analyse erfolgte
unter besonderer Berücksichtigung der primären Erzeugerstufe und der
Bearbeitungsstufe Schlachtung.
Zur Verifizierung der Untersuchungsergebnisse wurden Resultate anderer
wissenschaftlicher Untersuchungen herangezogen. Bei diesem Vergleich war
festzustellen, dass die regelmäßig und vollständig in den BMB und SB erfassten Daten
ausreichend qualifiziert waren, um nach Systematisierung und Auswertung ähnliche
Ergebnisse zu erbringen wie die Resultate wissenschaftlicher Untersuchungen. Auf
dieser Grundlage konnten die Untersuchungen zum QSS auf der repräsentativen Basis
der integrierten Broilerproduktion erfolgen.
In der Zeit von Februar 1998 bis März 1999 wurden vier BMB mit jeweils neun
Mastdurchgängen und zwei SB in die Analyse einbezogen. Insgesamt sind 2.033.044
Küken eingestallt und davon 1.950.492 Schlachttiere zur Schlachtung angeliefert
worden. Die durchschnittliche Mastdauer betrug 34,28 Tage und die durchschnittliche
Besatzdichte in den BMB 33,88 kg/m2. Die Gesamttierverluste ( =5,68 %) wurden
unterteilt in Tierverluste während der Mast im BMB ( =3,38 %), Transportverluste ( =0,32
%) und verworfene Schlachtkörper ( =1,98 %). Die Durchschnittsmasse der angelieferten
und verwertbaren Schlachttiere betrug 1.459,53 g. Unter Beachtung einer
durchschnittlichen Schlachtkörpermasse von 990,87 g ergab sich eine Schlachtausbeute
von 67,89 %. Bei den geschlachteten Tieren erreichte die Handelsklasse A einen Anteil
von 99,38 %.
Die Eigenschaften der angewandten QSS wurden mit Hilfe von Fragebögen in den
beiden Prozessstufen erfasst.
Auf der primären Erzeugerstufe kam ein QSS zum Einsatz, dass auf Vorgaben aus
Produktionsrichtlinien basierte. Deren Inhalte beruhten auf rechtlichen Forderungen,
dem aktuellen Stand des Wissens, guten praktischen Erfahrungen und tangierten
Forderungen von QM-Normen. Die Erfordernisse zur Produktion von Broilern waren klar
und verständlich formuliert und konnten durch die Anlagenbetreiber direkt umgesetzt
werden. Im Ergebnis wurde empfohlen, ein QMS im landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieb
anzuwenden, das direkt auf die Bedürfnisse des primären Erzeugerbereiches
ausgerichtet ist. Dies kann auch durch die Anwendung einer QM-Norm wie der DIN EN
ISO 9001-2000/12 erfolgen. In diesem Fall sollten die landwirtschaftlichen Betriebe
jedoch über eine gewisse Betriebsgröße mit mehreren Produktionsrichtungen verfügen.
Die erste Bearbeitungsstufe betrieb ein QSS, dass die allgemeinen Vorgaben aus
internationalen Normen zur Prozessstrukturierung nutzte. Es wurde eingeschätzt, dass
die Forderungen internationaler QM-Normen durchaus geeignet sind, die
technologischen Abläufe bei der Gewinnung von Broilerfleisch sicher und transparent zu
gestalten.
Daher ist im Rahmen von integrierten QSS einer Kombination aus speziell erarbeiteten
QSS für die landwirtschaftliche Primärproduktion und der Anwendung internationaler
QM-Normen in den nachfolgenden technologischen Prozessen der Be- und
Verarbeitungsstufen der Vorzug zu geben.
Zur Bewertung der Wirksamkeit der aktuell angewandten QSS wurden Daten in den BMB
und SB ermittelt, die bereits vorhanden und geeignet waren, den Produktionsverlauf und
das Produktionsergebnis zu beurteilen. Die Informationen aus der landwirtschaftlichen
Primärproduktion ermöglichten sichere Aussagen zu Mastdauer, Besatzdichte und
unterschiedlichen Kategorien von Tierverlusten. Andererseits waren gesicherte
Aussagen zu Fragen wie Futterverbrauch, Wasserverbrauch oder Medikamenteneinsatz
aufgrund einer teilweise unvollständigen Nachweisführung nicht möglich. Die Erfassung
und Auswertung der Daten aus den Schlachtbetrieben gestaltete sich schematisch.
Grundlage bildeten die Schlachtabrechnungen, die vollständig vorlagen und eindeutig
auswertbar waren.
In die Verifizierung mit anderen wissenschaftlichen Untersuchungen wurden auch die
Daten aus der amtlichen Geflügelfleischuntersuchung zu den Verwürfen einbezogen. Bei
der Erfassung und Analyse der Verwurfursachen konnte festgestellt werden, dass eine
Reihe von Untersuchungsbefunden aufgrund ihrer seltenen Feststellung kaum eine
prozessbewertende bzw. prozessoptimierende Rolle spielen können, während andere
vergleichsweise häufig diagnostiziert wurden. Daher erfolgte eine methodische
Unterscheidung von ?Hauptverwurfursachen? und ?Weitere Verwurfursachen?. Eine
derartige Wichtung war nicht Bestandteil der Ergebnisdarstellung der amtlichen
Geflügelfleischuntersuchung. Sie wurde jedoch insbesondere für die Beurteilung der
Effektivität des Produktionsprozesses und damit des angewandten QSS empfohlen. In
diesem Zusammenhang ist außerdem eine verständliche Darstellung der Ergebnisse
sowie die Einführung von Maßzahlen und Warngrenzen für die einzelnen
Hauptverwurfursachen anzustreben.
Abschließend ist festzustellen, dass integrierte QSS über mehrere Stufen hinweg
geeignet sind, eine hohe Prozesssicherheit zu gewährleisten. Unter der Voraussetzung,
dass jedes Glied der Prozesskette die Anforderungen erfüllt, ist ein Produkt aus einem
solchen Prozess sicherer zu beurteilen als ein vergleichbares Produkt aus einem weniger
geordneten Prozess. Allerdings ist bei der Etablierung, der Aufrechterhaltung und der
ständigen Verbesserung von QSS zu beachten, dass auf jeder Prozessstufe ein QSS zur
Anwendung kommen muss, dass an die Erfordernisse der jeweiligen Ebene angepasst
ist. Außerdem müssen in einem integrierten QSS auch die Ergebnisse von scheinbaren
Randprozessen in die Bewertung der Abläufe, der Produkte und damit der angewandten
QSS einbezogen werden.
Ein integriertes Qualitätsmanagementsystem über mehrere Produktionsstufen hinweg
muss offen gehalten werden und dynamisch angelegt sein, da es, um dem Anspruch der
ständigen Verbesserung gerecht zu werden, niemals fertig und endgültig sein kann. |