Zusammenfassung
Untersucht wurden sechs ehemalige, teils aufgeforstete Rieselfeldflächen und eine unbelastete Forstfläche im
Norden Berlins. Den Freilanderhebungen wurden Laboruntersuchungen zur Wirkung von unterschiedlichen
Bodenwassergehalten und pH-Werten auf Enchytraeiden zur Seite gestellt. Darauf aufbauend wurden
Effektkonzentrationen bezüglich Mortalität und Reproduktion für zwei Enchytraeidenarten für das Schwermetall
Zink unter Modifikation von Bodenfeuchte und pH-Wert ermittelt.
Zwischen den ehemaligen Rieselfeldflächen zeigten sich eher geringe Unterschiede hinsichtlich Abundanzen und
Artenspektrum. Auf der am höchsten belasteten Fläche wurden nur sporadisch Enchytraeiden gefunden. Bei den
anderen Rieselfeldflächen schien keine Beziehung zwischen Schwermetallgehalt und Abundanzen zu bestehen.
Die Enchytraeidenzönose der Rieselfeldflächen ist mit sechs bis neun Arten als artenarm zu bezeichnen.
Dominant sind Pionierarten der Gattung Enchytraeus sowie Henlea ventriculosa und Fridericia bulbosa. Alle
dominanten Arten sind als Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger einzustufen.
Die Laborversuche wurden mit zwei der auf den Rieselfeldern vorkommenden Arten, Enchytraeus christenseni
und Enchytraeus sp. (RefB5), in LUFA 2.2-Boden durchgeführt. Die Reproduktion beider Arten war bei einem
Wassergehalt £ 15 % TG (= 31,4 % WHK) gegenüber höheren Wassergehalten signifikant eingeschränkt. Die
Reproduktion von Enchytraeus christenseni war außerdem bei pH-Werten von 4,2 und 4,8 in angesäuertem
LUFA 2.2 gehemmt.
Begleitend zu den ökotoxikologischen Versuchen mit Zink wurden die Gesamtgehalte (Königswasser-Extrakt)
und mobilen Gehalte (NH4NO3-Extrakt) von dotiertem LUFA 2.2-Boden gemessen. Die Effektkonzentrationen
werden daher sowohl bezogen auf die Gesamtgehalte als auch bezogen auf die mobilen Gehalte angegeben.
Die LC50 für Zink liegt für E. christenseni bei 271,8 mg/kg (gesamt) bzw. 81,4 mg/kg (mobil). Für E. sp.
(RefB5) liegen die LC50-Werte bei 423,6 mg Zn/kg (gesamt) bzw. 131,5 mg Zn/kg (mobil). Für die
Reproduktion von E. christenseni wurden EC50-Werte von 75,9 mg Zn/kg (gesamt) bzw. 16,7 mg Zn/kg (mobil)
berechnet. Die entsprechenden Werte für E. sp. (RefB5) liegen in auf demselben Niveau: 73,0 mg Zn/kg
(gesamt) und 15,8 mg Zn/kg (mobil).
Die EC50 für die Reproduktion liegt im angesäuerten Boden (pH 4,9) mit 70,6 mg/kg (gesamt) nur geringfügig
niedriger als ohne Säurezugabe (pH 5,2). Bezogen auf den mobilen Gehalte betrug die EC50 für die
Reproduktion im angesäuerten Boden 20,2 mg Zn/kg.
Auf allen Rieselfeldflächen, mit einer Ausnahme, überschreiten die Zinkgehalte die EC50-Werte der beiden
untersuchten Enchytraeus-Arten für Zink. Auf einer Fläche werden außerdem auch die LC50-Werte
überschritten. Darüber hinaus erreicht die Bodenfeuchte im Freiland häufig niedrige Werte, die im Laborversuch
eine starke Reproduktionseinschränkung hervorrufen. Die Bodenversauerung hat sowohl für die dominanten
Enchytraeidenarten direkt als auch im Hinblick auf die Schwermetallmobilität negative Auswirkungen. Insgesamt
muss die Lebensraumfunktion der untersuchten Rieselfeldböden als deutlich beeinträchtigt angesehen werden.
Keywords: Enchytraeidae, Schwermetalle, Zink, Bodenfeuchte, pH-Wert, Rieselfelder |