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FU Berlin
Digitale Dissertation

Susanne Schroeder :
"Lachen ist gesund?" - eine volkstümliche und medizinische Binsenwahrheit im Spiegel der Philosophie
Laughter is the Best Medicine

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|Zusammenfassung| |Inhaltsverzeichnis| |Ergänzende Angaben|

Zusammenfassung

Das Lachen wird landläufig als Ausdruck allgemeinen Wohlgefühls und Glücks verstanden und begrüßt. Dabei stehen meist psychologische oder soziologische Erwägungen im Vordergrund. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob das Lachen wirklich gesund ist. Anlaß zu dieser Frage waren die in letzter Zeit sich häufenden Medienberichterstattungen über Strategien, das Lachen auf einer breiten medizinischen Ebene als Medikament einsetzen zu wollen. Die im 1. Kapitel genauer dargestellten Therapieansätze und Untersuchungsergebnisse zeigen, daß die Binsenwahrheit "Lachen ist gesund" weder medizinisch-biologisch abgesichert noch soziologisch-psychologisch einleuchtend diagnostiziert bzw. therapeutisch belegt ist. Aufgrund der festzustellenden Ungenauigkeiten und Unsicherheiten hinsichtlich einer genaueren Bestimmung dessen, was je unter "Lachen" oder "Humor" verstanden wird, soll im 2. Kapitel die Philosophiegeschichte befragt werden. Dabei wird deutlich, daß die klassischen Positionen sich dem Lachen gegenüber eher kritisch verhalten und von einer Empfehlung des Lachens keine Rede sein kann. Das 3. Kapitel beschäftigt sich mit der körperlichen Grundlage des Lachens - dem Zwerchfell und seiner Deutungsgeschichte. Im 4. Kapitel wird das Überschneidungsfeld von Philosophie und Medizin anhand einschlägiger Texte von Descartes, Kant, Novalis, Schopenhauer und Freud geprüft. Dabei zeigt sich, daß alle moderne philosophisch-physiologische Beschäftigung mit dem Lachen den gleichen Problemkomplex zur Grundlage hat: das Spannungsfeld von Melancholie und Hypochondrie. Descartes erarbeitet sein Konzept des Lachens als mechanisch fundiertem Selbstbezug vor dem Hintergrund einer vergeblichen Suche nach der ominösen "schwarzen Galle" der Melancholie; Kant und Novalis waren bekennende Hypochonder, Schopenhauer begleitet die Erbschaft der Hypochondrie in der Rückenmarkanalyse und Freud leitet die somatische Erregungsenergie des Lachens aus der Neurose ab. Das 5. Kapitel belegt, daß die Frage nach dem Lachen, vor allem die hoffnungsvolle Formulierung "Lachen ist gesund", sich als hypochondrisch begründet erweist; sie hat ihre Wurzeln im urmelancholischen Zweifeln und Hadern mit den Lebensumständen.

Inhaltsverzeichnis

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Titelblatt
0. Einleitung 1
1. "Lachen ist gesund?" - eine Präsentation gegenwärtiger Untersuchungsansätze zur Nutzbarmachung des Lachens 3
1.1. Krankenhaustherapie 3
1.2. Humor in der psychotherapeutischen Praxis 4
1.3. Der gegenwärtige Stand der wissenschaftlichen Forschung: Messen und Zählen 6
1.4. Zusammenfassende Betrachtung 16
2. Das Lachen und die Philosophie - Historischer Überblick der wesentlichen Positionen 19
2.1. Vor allem: Lachen in Mythos und Religion 19
2.2. Platon und die gefährliche Lust im Lachen/TD> 24
2.3. Aristoteles' gemäßigtes Lachen 27
2.4. Hellenismus: Steuerung des Lachens und Kampf um Würde 29
2.5. Die Vereinnahmung des Lachens in mittelalterlichen Traditionen 30
2.6. Lachen in England - degradierend oder kontrastierend 31
2.7. Lachen in Deutschland 33
2.8. Der letzte Stand der Dinge: Lachen im 20. Jahrhundert 37
2.9. Zusammenfassung 38
3. Krämpfe und Kämpfe um die Mitte - Bedeutungsverschiebungen in der Geschichte des Zwerchfells 41
3.1. Zusammenfassung 51
4. Die Philosophie und das Lachen im Dialog mit der Medizin 54
4.1. Exkurs: Panorama der Barockmedizin 54
4.1.1. Henricus Regius: "De Affectibus animi" (1650) 62
4.1.2. Zusammenfassung 66
4.2. Descartes - Lachen als mechanisch fundierter Selbstbezug 67
4.2.1. Lachen als körperliches Phänomen 67
4.2.2. Zwischenergebnis 71
4.2.3. Lachen als Ausdruck eines Affekts 71
4.2.4. Die Frage der Verbindung von Physiologie und Affektivität des Lachens 73
4.2.5. Zusammenfassung 76
4.3. Exkurs: Panorama der Aufklärungsmedizin 80
4.3.1. Albrecht von Hallers Lehre von der Irritabilität und Sensibilität 80
4.3.2. Georg Ernst Stahls "Animismus" 81
4.3.3. Der Irritabilitätsdynamismus von John Brown (1735-1788) 83
4.3.4. Die medizinhistorische Bedeutung der Affekte im Aufschein der Aufklärung 86
4.3.5. Zusammenfassung 88
4.4. Kant - Lachen als diätetischer Tipp 90
4.4.1. Lachen als verdauungsförderndes Phänomen 90
4.4.2. Lachen als Ausdruck eines Affekts im Spannungsfeld von Sthenie und Asthenie 96
4.4.3. Der Witz als Anlaß des Lachens: Kontrast und Abfuhr 101
4.4.4. Zusammenfassung 104
4.5. Novalis - Lachen als hypochondrische Kur 107
4.5.1. Lachen als Erscheinung von Elektrizität 111
4.5.2. Der willkürliche Lachkrampf als Heilmittel 119
4.5.3. Zusammenfassung 124
4.6. Schopenhauer - Lachen als Reflex 126
4.6.1. Zur naturwissenschaftlichen Kompetenz Schopenhauers 126
4.6.2. Lachen als Reflex 129
4.6.3. Der Lachreflex und das Denken 137
4.6.4. Das Lachen als Bewegung der Selbsterhaltung 140
4.6.5. Zusammenfassung 141
4.7. Freud - Lachen als Spareffekt 143
4.7.1. Zum Entstehungshintergrund von Freuds Abhandlung über den Witz 143
4.7.2. Die Mechanismen des Lachens - Lust und Abfuhr 145
4.7.3. Exkurs: Herbert Spencer - The Physiologie of Laughter 147
4.7.4. Zwischenergebnis 150
4.7.5. Noch einmal Elektrizität - Lachen im Spannungsfeld von besetzender Erregung und abführender Befreiung 151
4.7.6. Lachen als ökonomische Entladung 159
4.7.7. Zusammenfassung 161
5. Schlußbetrachtung: Alles moderne Fragen nach dem Lachen ist hypochondrisch 163
Literaturverzeichnis 174

Ergänzende Angaben:

Online-Adresse: http://www.diss.fu-berlin.de/2002/95/index.html
Sprache: Deutsch
Keywords: Lachen Hypochondrie Moderne Medizin
DNB-Sachgruppe: 10 Philosophie
Datum der Disputation: 01-Feb-2002
Entstanden am: Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin
Erster Gutachter: Prof. Dr. Manfred Wetzel (Uni Hamburg)
Zweiter Gutachter: Prof. Dr. Thomas Macho (HU Berlin)
Kontakt (Verfasser): susann.schroeder@t-online.de
Abgabedatum:10-Jun-2002
Freigabedatum:14-Jun-2002

 


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