1777-1795 Die Jugend in Braunschweig



Gauß' Geburtshaus in Braunschweig

 

 

 

Gauß’ Jugend in Braunschweig (1777-1795)

Am 30. April 1777 wurde (Johann) Carl Friedrich Gauß in Braunschweig geboren. Er war das einzige Kind von Gebhard Dietrich Gauß (1744-1808) und dessen zweiter Frau Dorothea (1743-1839). Sein Vater arbeitete als Lehmmaurer, Gassenschlächter, Gärtner und „Wasserkunstmeister“.

Schon früh zeigten sich die großartigen mathematischen Fähigkeiten von Carl Friedrich Gauß. Der Landesherr, Herzog Carl Wilhelm Ferdinand zu Braunschweig-Lüneburg, förderte die Entwicklung durch Stipendien und Büchergeschenke. Gemeinsam mit Johann Martin Bartels, der später Professor in Russland werden sollte, eignete sich Gauß schon in jungen Jahren durch Selbststudium ein tiefes mathematisches Wissen an.

Gauß’ Geburtshaus
Gauß’ Geburtshaus, ein mittelalterliches Fachwerkgebäude, stand in der östlichen Braunschweiger Innenstadt, im Wendengraben, und trug die Assekuranznummer 1550, später lautete die Adresse Wilhelmstraße 30.
1929 wurde in Gauß’ Geburtshaus ein kleines Gauß-Museum eingerichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude völlig zerstört; die Museumsbestände wurden fast alle Exponate vernichtet.

Herr Oberlehrer Büttner staunt
Schon in seiner Jugend zeigte sich die mathematische Begabung von Carl Friedrich Gauß, der von sich sagte, er habe früher rechnen als sprechen können. Bereits im zarten Alter von drei Jahren soll er seinen Vater bei einem Fehler in einer Lohnabrechnung korrigiert haben.
In der dritten Volksschulklasse, also im Alter von etwa neun Jahren, demonstrierte er seine herausragenden mathematischen Fähigkeiten auf eindrucksvolle Weise. Der Lehrer Johann Georg Büttner hatte der Klasse die Aufgabe gegeben, die Zahlen von 1 bis 100 zu addieren. Gauß löste diese Aufgabe auf schnelle und elegante Weise.

Anstatt alle hundert Zahlen zusammen zu zählen, bildete er Zahlenpaare: Bei der Addition der ersten (1) und der letzten Zahl (100) der Folge ergibt sich 101, wie auch bei der Addition der zweiten (2) und der vorletzten (99), der dritten (3) und der drittletzten (98) ...
Insgesamt ergeben sich also 50 Zahlenpaare, die jeweils die Summe 101 ergeben. Mit diesen Überlegungen konnte Gauß die vom Lehrer gestellte Additionsaufgabe (1+2+...+99+100) in eine rechentechnisch weitaus einfachere Multiplikation (50*101) umwandeln. Gauß war der einzige Schüler, der die Aufgabe richtig löste – und er war mit seinen Berechnungen auch noch mit Abstand der Schnellste.

Förderung durch Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel
Gauß’ mathematische Fähigkeiten sprachen sich in Braunschweig schnell herum. Im Alter von 14 Jahren wurde er Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1735-1806) vorgestellt. Dem Herzog, einem aufgeklärten Herrscher, lag die wissenschaftliche Unterstützung seiner Landeskinder sehr am Herzen; bis zu seinem Tod 1806 förderte er Gauß sehr intensiv.
Bereits bei der ersten Zusammenkunft schenkte der Herzog dem jungen Gauß ein geometrisches Besteck und Logarithmentafeln. In der Folge förderte Carl Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel Gauß’ Karriere durch Stipendien: zunächst für die Ausbildung am Braunschweig Collegium Carolina, dann für das Studium an der Georg-August-Universität Göttingen, für die Promotion an der Universität in Helmstedt und schließlich für Gauß’ astronomische und mathematischen Studien in den Jahren nach 1801.

Im November 1806 erlag Herzog Carl Wilhelm den Verletzungen, die er in der Schlacht bei Auerstedt gegen Napoleon erlitten hatte. Damit verlor Gauß seinen größten Förderer. Doch wurde Gauß im Sommer des folgenden Jahres als Professor und Leiter der Sternwarte nach Göttingen berufen.
Als Dank für die Unterstützung widmete Gauß seine erste Veröffentlichung, die 1801 erschienenen „Disquisitiones arithmeticae“, dem Herzog.