Kapitel 2 - Schenkungen vollständiger Sammlungen| Übersicht |
11 Blumen aus dem markgräflichen Lustgarten
Beschreibung | Großbild
Johann Bartholomäus Braun:
Flora Picta, oder Sammlung aller Blumen, so ehedeßen im Garten des Markgrafen
von Baden Durlach geblühet, nach dem Leben gemahlt.
Papierhandschrift mit eingeklebten Pergamentblättern, Durlach, um 1660.
Signatur: 2° Cod. Ms. Uff. 40e Cim.
Provenienz: Johann Friedrich Armand von Uffenbach, 1769/70
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gelangten über Spanien nicht nur die ersten amerikanischen Pflanzen nach Europa, sondern auch die für die Epoche typischen Zwiebelgewächse aus Südosteuropa und dem Vorderen Orient eroberten die Gärten. Bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) ist ein massenhaftes Aufkommen von Hyazinthen, Narzissen, Kaiserkronen, vor allem aber von Lilien und Tulpen charakteristisch. Sie zogen im Triumphzug von Ost nach West und verdrängten die schlichten einheimischen Blumen und Arzneipflanzen aus den Gärten, die sich zu Zier- und Lustgärten wandelten. Die Vorliebe für die großblumigen Zwiebelgewächse trieb die Preise für Blumenzwiebeln in die Höhe und gipfelte schließlich in dem Spekulations- fieber der „Tulpomanie“. Sie ist bezeichnend für den Geschmackswandel, der sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts allmählich auf allen Gebieten Geltung verschaffte und bis zum Hochbarock entwickelte.
Im Dreißigjährigen Krieg wurden im deutschsprachigen Kulturraum zwar etliche Lustgärten zerstört, aber für die Oberschichten war eine verschwenderische Prachtentfaltung auch vor dem düsteren Hintergrund des Krieges weiter möglich. Mancher Adliger war somit bald nach seiner Rückkehr aus dem Exil damit beschäftigt, einen Ziergarten wieder herzurichten oder neu anzulegen. Die Blumen- und Gartenliebhaberei war so groß, dass es verbreitet war, Maler in Dienst zu nehmen, die die wertvollsten und schönsten Blumen „nach dem Leben“ abmalten. Das Jahresgehalt eines Blumenmalers des Grafen von Nassau-Saarbrücken betrug 50 Gulden, während eine Kiste Blumen- zwiebeln aus Amsterdam 167 Gulden kostete. In dieser Zeit entstanden nicht nur bekannte und prachtvolle Werke wie der Hortus Eystettensis der Fürstbischöfe zu Eichstätt, sondern auch kleinere, künstlerisch einzigartige Blumen- und Gartenbücher.
Zu den künstlerischen Unikaten der Gattung gehört auch die um 1660 entstandene Flora Picta, die Pflanzen im Ziergarten des Markgrafen von Baden-Durlach abbildet. Das Werk umfasst 190 Blätter mit größtenteils farbigen Illustrationen, die von dem Künstler Johann Bartholomäus Braun (Wirkungsjahre 1636 – 1674) stammen. Sie zeigen Blumen – nicht weniger als 50 Blätter sind Tulpen gewidmet – aber auch Vögel, vereinzelt Schmetterlinge, Hirschkäfer und Libellen. Gezeigt werden auf Pergament gemalte Tulpen.
(AT)