Kapitel 7 - Göttinger Gelehrte | Übersicht |
61 Der Sammelatlas des Verlages Homann
Beschreibung | Großbild
Atlas von Deutschland und angrenzender Gebiete.
Nürnberg: Homännische Erben, 1761.
[Mit Titelblatt: „Atlas Germaniae Specialis“ von Johann Baptist Homann, 1735.]
Signatur: gr. 2° Geogr. 222 Rara
Provenienz: Johann Michael Franz, 1761
Der Homännische Verlag ist berühmt für sein umfangreiches Atlasangebot. Diese Atlanten unterscheiden sich von den heutigen nicht nur hinsichtlich des Kartenbildes, sondern auch durch einen anderen Herstellungsprozess. Der Verlag stellte für die Atlanten keine eigenen Karten her; sämtliche Karten wurden sowohl für die Zusammenstellung der Atlanten verwendet als auch einzeln verkauft. Der Großteil der Drucke von den Stadtkarten bis zu den Weltkarten gehört zu den zeittypischen politisch-historischen Karten allgemeinen Informationsgehaltes, eine ganze Reihe von Darstellungen widmet sich aber speziellen Themen, wie Geschichtskarten, Postroutenkarten, Gewässerkarten, Sprachenkarten und Entfernungstabellen.
Von den Atlas-Titelblättern und Inhaltsverzeichnissen wurde eine wesentlich größere Anzahl auf Vorrat gedruckt als von den Karten. Ein Verlagsatlas entstand, wenn sich der Kunde den Atlas beim Verlag oder bei einem gut sortierten Händler individuell zusammenstellen ließ. Der Atlas wurde üblicherweise ungebunden angeboten. Während von Titel und Inhaltsverzeichnis ein Vorrat für mehrere Jahre gedruckt wurde, veränderte der Verlag ständig das eine oder andere Kartenblatt. Da immer die aktuellsten Versionen der Karten für die Atlanten verwendet wurden, erhielt der Kunde in der Regel einen Atlas, dessen Karten aktueller waren, als es die Datierung des Titelblattes angab. Im vorliegenden Fall beträgt die Diskrepanz zwischen Erscheinungsjahr auf dem prächtigen Titelblatt und der jüngsten Karte 36 Jahre.
Im Homännischen Verlag wurden umfangreiche Atlanten mit allen verfügbaren Karten herausgegeben. Die Atlanten und ihre Karten verkauften sich so gut, dass der Verlag ständig in neue Karten für erweiterte Atlasausgaben investieren konnte. Mit zunehmendem Umfang kamen aber auch kleinere Zusammenstellungen auf den Markt, nicht nur, um auch weniger kaufkräftige Kunden anzusprechen, sondern auch wegen der Handlichkeit. Die letzte zweibändige Atlaszusammenstellung aller Karten enthielt einen ersten Band mit 150 Karten aller nichtdeutschen Gebiete und einen zweiten Band mit 125 Deutschlandkarten. Die Ausgliederung der Deutschlandkarten in einem eigenen Band erfolgte erstmals im Atlas Germaniae specialis 1735.
(MS)