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Kapitel 1 - Der Grundstock im Jahre 1734 | Übersicht |


3 Das Stammbuch des Herzogs
Georg von Braunschweig-Lüneburg

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Stammbuch des Herzogs Georg von Braunschweig-Lüneburg mit zahlreichen Eintragungen Adliger sowie von Kommilitonen des Herzogs aus Jena.
Papierhandschrift, 1591 – 1611.
Signatur: 8° Cod. Ms. hist. 220 Cim.
Provenienz: Joachim Hinrich von Bülow, 1734

Trommler
8° Cod. Ms. hist. 220 Cim. (Ausschnitt)
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Das Album amicorum oder Stammbuch im Sinne eines Freundschafts- oder Erinnerungsbuches entstand um die Mitte des 16. Jahrhunderts, möglicherweise ausgehend von der Wittenberger Universität und dem Brauch dortiger Studenten, sich Widmungen der dort lehrenden Reformatoren in Bücher eintragen zu lassen. Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gibt es zahlreiche Beispiele studentischer Stammbücher. Stammbücher fanden aber auch außerhalb der Universität, zum Beispiel unter Handwerkern, Verbreitung. Formal gab es zwei Varianten: das „echte“ Album amicorum, das aus leeren, zu einem Buch gebundenen Blättern bestand, in das Widmungen und Bilder eingetragen werden konnten, und das „vorgedruckte“ Album amicorum, bei dem etwa ein Emblembuch mit leeren Blättern durchschossen wurde.

Bei dem vorliegenden Stammbuch handelt es sich um ein „echtes“ Album amicorum. Es gehörte Georg von Braunschweig-Lüneburg (1582 – 1641), der von 1591 bis 1596 in Jena studierte. Auf die freien Seiten wurden Widmungen, Sinnsprüche und Zeichnungen, meist Wappen, zum Teil aber auch allegorische Szenen eingetragen. In der ersten Hälfte des Stammbuchs finden sich Eintragungen der hochadligen Verwandten und Freunde. Neben Mitgliedern der Welfen haben u. a. auch Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf von Neuburg, oder Herzog Johann Friedrich von Württemberg Widmungen eingetragen. Die zweite Hälfte des Stammbuchs ist den Eintragungen der meist adligen Kommilitonen in Jena vorbehalten. Der abgebildete, 1594 in Jena erstellte Eintrag des Fabian von Kottwitz ist für die Person des Herzogs insofern charakteristisch, als er mit seiner Apologie kriegerischer Tugend auf dessen spätere militärische Laufbahn anspielt. Denn Georg, der sechste Sohn Herzog Wilhelms d. J. von Braunschweig-Lüneburg (1535 – 1595), der nach seinem Studium seine Kavalierstour an deutschen Höfen unternahm, konzentrierte sich seit 1604 auf eine militärische Laufbahn. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) war er zunächst in dänischen, danach in kaiserlichen Diensten tätig und wechselte 1630 auf die Seite der Schweden. Militärisch wie politisch war er unter den damals regierenden Welfen der aktivste und fähigste Kopf. Sein Versuch, nach der Übernahme der Regierung in Braunschweig- Lüneburg 1636 das Land durch eine starke, bewaffnete Neutralität aus dem aktiven Kriegsgeschehen herauszuführen, scheiterte indes nicht zuletzt aufgrund seines Todes im Jahre 1641.


(WE)