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Kapitel 1 - Der Grundstock im Jahre 1734 | Übersicht |


5 Johannes Mellingers Ämteratlas

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Johannes Mellinger:
Ämteratlas des Fürstentums Lüneburg.
Papierhandschrift, um 1695.
Signatur: 4° Cod. Ms. Mapp. 25
Provenienz: Joachim Hinrich von Bülow, 1734

Trommler
4° Cod. Ms. Mapp. 25 (Ausschnitt)
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Der Kartograph und Arzt Johannes Mellinger (um 1538 – 1603) wurde in Halle an der Saale geboren. Er absolvierte ein Magisterstudium in Wittenberg, fand 1568 eine Anstellung als Kantor an der Weimarer Stadtschule und wurde im Folgejahr Rektor der Lateinschule in Jena. Wie viele Gelehrte seiner Zeit befasste sich Mellinger neben seiner beruflichen Tätigkeit mit der Kartographie. In seiner Weimarer Zeit entstand 1568 seine nachweislich früheste kartographische Arbeit, eine Darstellung des Thüringer Landes. Auch Ansichten der Städte Halle und Hildesheim in dem seit 1574 erschienenen Städteatlas von Braun und Hogenberg gehen auf ihn zurück, wobei diese Arbeiten, zumindest anfänglich, der Aufbesserung seines Lebensunterhalts dienten. 1572 begann Mellinger an der Universität Jena ein Medizinstudium. Er musste vermutlich als Folge eines Richtungsstreits in der protestantischen Kirche 1573 seine Stellung als Rektor aufgeben.

1578 trat Mellinger als Hofmedicus in die Dienste Herzog Wilhelm d. J. von Lüneburg, der zu jener Zeit die ersten Symptome von Depressionen zeigte. Bis zu seinem Tode im Jahre 1603 war Mellinger dann als Leibarzt am Hof in Celle tätig, nach dem Tode von Herzog Wilhelm im Jahr 1592 auch für dessen Nachfolger Ernst II. Hier schuf Mellinger sein kartographisches Hauptwerk, den Ämteratlas des Fürstentums Lüneburg-Celle, dessen erstes Exemplar 1590 entstand. Eine im Sommer 1599 begonnene Zweitausfertigung stellte Mellinger im Jahre 1600 fertig. Der Atlas hatte für den Landesherrn einen großen Wert, denn er konnte sich mit den in den 42 Karten festgehaltenen Einzelheiten einen genauen Überblick über die Lage und Größe der in seinem Herrschaftsbereich liegenden Städte, Flecken und Dörfer machen. Ernst II. zahlte Mellinger für die Ausfertigung des zweiten Exemplars einen Vorschuss in Höhe von 100 Talern.

Aus dem 17. Jahrhundert stammen mehrere Kopien des Ämteratlasses, darunter auch das vorliegende Exemplar, das etwa um 1695 entstand. Die sehr sorgfältig mit Tusche ausgemalten Karten lassen an Exaktheit nichts zu wünschen übrig. Der Vorbesitzer Joachim Hinrich von Bülow verglich die Göttinger Kopie 1717 mit der Zweitausfertigung im Königlichen Archiv in Hannover, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen ist, und stellte kaum Abweichungen vom Original fest. Eine Faksimile-Ausgabe des Ämteratlasses wurde im Jahre 2001 von Mitarbeitern des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen als Festschrift für Ernst Schubert (1941 – 2006) veröffentlicht. Abgebildet ist die Grafschaft Diepholz, die vom Dümmer-See im Süden bis zur Ortschaft Hölingen im Norden reicht.

(KN/HR)