Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Feldstudie war, Einflußgrößen auf Eutergesundheit und Fruchtbarkeit in fünfzehn
Milchviehbetrieben Schleswig-Holsteins zu untersuchen. Von Januar 1997 bis Dezember 1998 wurden
monatlich von 960 +- 49 laktierenden Kühen Viertelanfangsgemelksproben zytobakteriologisch untersucht
sowie in 791 Stichproben Antibiogramme angefertigt. Die Euter aller frischlaktierenden Kühe wurden zwischen
dem 14. bis 80. Laktationstag klinisch untersucht. Monatlich wurden Daten zum Management, zur Melkarbeit,
zu Erkrankungen und Behandlungsmaßnahmen, zum Trockenstellen, zu Kalbung und Abgängen erhoben.
Die Viertelprävalenz euterpathogener Keime lag 1997 bei 16,0 % und stieg 1998 auf 18,5 % an, während die
geometrischen Zellzahlmittelwerte von 78.462 (1997) auf 70.272 (1998) zurückgingen. Die am häufigsten
nachgewiesenen Erreger waren Staphylococcus spp. mit einer monatlichen Viertelprävalenz von 12,9 %
(1997) und 15,7 % (1998), gefolgt von Streptococcus spp. mit 2,6 bzw. 2,9 %. Sonstige Erreger inclusive Sc.
agalactiae wurden in beiden Jahren zu < 1 % isoliert. Der Anteil penicillinasebildender Staphylococcus spp.
sank von 59,6 % (1997) auf 44,7% (1998). Die mittlere klinische Mastitisrate lag 1997 bei 4,8 +- 1,4 % und ging
1998 leicht zurück auf 4,4 +- 1,1 %. Bei 33,8 % aller erfaßten 1990 Kühe wurde mindestens einmal eine
klinische Mastitis diagnostiziert, von diesen 673 Kühen erkrankten wiederum 34,4 % mindestens zweimal an
klinischer Mastitis.
Innerhalb der gesamten Laktation traten 38,9 % der klinischen Mastitiden in den ersten 50 Laktationstagen
auf. Die Viertelzellzahl innerhalb der Laktation wurde signifikant durch die Faktoren Herde x Saison,
Kalbesaison, Laktationsanzahl, Laktationsabschnitt, bakteriologischer Befund sowie die Milchleistung
beeinflußt. Die Beschaffenheit des Euters hatte einen geringen Einfluß auf die Zellzahl. Signifikante
Einflußgrößen auf die Milchleistung innerhalb der Laktation waren Herde x Saison, Kalbesaison, Rasse,
Laktationsanzahl, Laktationsstadium, subklinischer Eutergesundheitsstatus und klinische Mastitis.
Im ersten Laktationsmonat erkrankten 11,2 % der multiparen und 7,4 % der primiparen Kühe an klinischer
Mastitis. Das Risiko von multiparen Kühen, während des ersten Laktationsmonats an klinischer Mastitis zu
erkranken, war erhöht bei Kühen in höheren Laktationen, Kühen mit subklinischen Infektionen vor dem
vorhergehenden Trockenstellen, bei hoher Viertelprävalenz euterpathogener Keime des Betriebes im
Kalbemonat, bei hoher individueller Milchleistung vor dem Trockenstellen und bei Vorliegen von
Nachgeburtsverhalten. Für primipare Kühe bestand ein größeres Mastitisrisiko bei Abkalbung im
Winterhalbjahr, bei großen fleischigen Zitzen und bis zum Sprunggelenk herabreichenden Eutern. Auch
Puerperalstörungen und ein hohes Herdenleistungsniveau erhöhten das Mastitisrisiko.
Einflußfaktoren, die bei multiparen Kühen das Vorkommen von Nachgeburtsverhalten erhöhten, waren hohes
Alter, subklinische Infektion mit Streptococcus spp. vor dem Trockenstellen, Kalbung im Winterhalbjahr, hohes
Herdenleistungsniveau sowie kurzes Trockenstehen von < 40 Tagen.
Die durchschnittliche Rastzeit betrug 81,1 +- 31,3 Tage und wurde signifikant durch die Herde x Saison,
Laktationsanzahl, Energieabgabe über die Milch, Nachgeburtsverhalten, Erkrankungen des Genitaltrakts und
Stoffwechselstörungen beeinflußt. Subklinische Mastitiden verlängerten die Rastzeit um 11,7 Tage. Die
durchschnittliche Güstzeit lag bei 104,6 Tagen. Signifikante Einflußgrößen waren Herde x Saison,
Energieabgabe über die Milch, Erkrankungen des Genitaltrakts und Stoffwechselstörungen. |