Zusammenfassung
Eine der Fronten des Kalten Krieges verlief mitten durch Nordostasien,
so dass die ehemals vorhandenen Ansätze der regionalen Kooperation
von militärischer Konfrontation abgelöst waren. Vor diesem Hintergrund
entstand nach dem Zusammenbruch der bipolaren Weltordnung Anfang der 90er
Jahre des 20. Jahrhunderts unter der Leitung des United Nation Development
Program (UNDP) das Tumen River Area Development Programme (TRADP), welchem
es als einziger vergleichbaren Initiative gelang, die Anrainer dieses Grenzflusses,
also China, Russland und Nord-Korea sowie zusätzlich Süd-Korea
und die Mongolei 1995 vertraglich auf eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit
mit definierten Institutionen und Entwicklungszielen festzulegen.
Auf der Grundlage der großen Reserven an Bodenschätzen und
der land-, forst- und meereswirtschaftlichen Potentiale einerseits, und
der Lage am Schnittpunkt von zwei der drei großen wirtschaftlichen
Weltzentren, nämlich Ostasien und Europa, andererseits, wurden die
beiden Ziele Verbesserung der Wirtschaftskraft der Region und Ausbau
der Rolle als Entrepot der eurasischen Transportwege in den Mittelpunkt
gestellt.
Im Verlauf des Programms, das von 1991 bis 2000 ablief, zeigte sich
jedoch, dass die Konzentration auf die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur
unterschätzte, in welchem Umfang die Schwierigkeiten, die sich aus
gegenseitigem Misstrauen und unterschiedlichen Vorteilserwartungen, vor
allem aber aus dem teilweisen Andauern des Kalten Krieges insbesondere
auf der koreanischen Halbinsel ergeben, die tatsächlichen Fortschritte
des TRADP behinderten.
Im Ergebnis hat das Tumen-Fluss-Gebiet am Ende des Jahres 2000 zwar
eine Reihe von neuen Straßen, Bahnverbindungen, Flughäfen und
Hafenanlagen vorzuweisen, größere Erfolge bei der interregionalen
Kooperation oder der Anziehung ausländischer Direktinvestitionen und
transkontinentaler Containerströme sind jedoch nicht zu verzeichnen.
Aufbau der Arbeit:
Nach einer Einführung und methodologischen und technischen Vorbemerkungen
im ersten Kapitel beschreibt das Kapitel 2 die gesellschaftliche, ökonomische
und politische Entwicklung Nordostasiens und insbesondere des Tumen-Fluss-Gebietes
bis 1990.
Kapitel 3 stellt die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur in der Region
und die besondere Bedeutung der Entwicklung der Transportwege für
die interregionale Kooperation dar.
Das vierte Kapitel bietet mit einer knappen Erörterung der Entwicklung
der Mitgliedsstaaten des TRADP und der neuen geopolitischen Rolle Nordostasiens
während der 90er Jahre den Bezugsrahmen für die Entwicklung des
Programms.
Kapitel 5 diskutiert dann den Verlauf des TRADP von seiner Entstehung
1990 bis zum ursprünglich geplanten Ende am 31.12.1999. Dabei werden
neben der institutionellen Entwicklung und den sich verändernden Zielvorstellungen
und Strategien auch die Resultate in einigen wesentlichen Fel-dern außerhalb
der Infrastruktur vorgestellt. Diese ist Gegenstand von Kapitel 6.
Da das TRADP um ein Jahr verlängert wurde, vollzieht Kapitel 7
die Entwicklungen des Jahres 2000 nach, das einerseits von neuen Entwicklungen
in den innerkoreanischen Beziehungen, andererseits von wachsender Kritik
der Mitgliedsstaaten an Vorgehensweise und Ergebnissen der Arbeit des Tumen
Secretariat und des TRADP insgesamt geprägt war.
Das achte Kapitel beschließt den Textteil mit einer zusammenfassenden
Erörterung des TRADP, der Gründe seines vorhersehbaren Scheiterns
und mit einem Ausblick auf die Entwicklungschancen Nordostasien im neuen
Jahrtausend. |