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Die digitale Bibliothek der SUB Göttingen

6. Die digitale Bibliothek der SUB Göttingen

6.1 Das SSG-Fachinformationsprojekt (SSG-FI)

An der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen wird seit 1. Juni 1996 das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt "SSG-Fachinformation" durchgeführt. Dieses Projekt ist vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung elektronischer Informationsquellen im Internet zu sehen, die zum Beispiel im Falle der Mathematik bereits dazugeführt haben, daß mathematische Institute weltweit eigene WWW-Server betreiben, auf denen elektronische Preprints und andere Informationen von zum Teil hoher wissenschaftlicher Relevanz der Fachöffentlicheit zur Verfügung gestellt werden.

Die SUB Göttingen ist Sondersammelgebiet (SSG) u. a. für die Fachgebiete Geowissenschaften, Angloamerikanischer Kulturraum und Reine Mathematik. In dieser Funktion führt sie das DFG-Projekt "SSG-Fachinformationen im Internet" durch. Bibliotheken, insbesondere Sondersammelgebietsbibliotheken, haben, so die inhaltliche Prämisse des Projektes, die Verpflichtung, zusätzlich zu den umfassend erworbenen Medien, wie Bücher und Mikroformen, auch elektronische Informationen zu erschließen und den Benutzern in geeigneter Form zur Verfügung zu stellen. Hierfür müssen völlig neue Konzepte und Systeme entwickelt werden. Das DFG-Projekt "SSG-Fachinformation" ist der Versuch, ein prototypisches System hierfür aufzubauen, das in Zukunft integraler Bestandteil der Dienstleistungen einer Sondersammelgebietsbibliothek sein soll.

Am Beispiel der oben aufgeführten Fachgebiete wird ein World Wide Web-basiertes Fachinformationssystem aufgebaut, das dem Wissenschaftler durch fachlich-formale Gliederung eine hohe Effizienz bei seiner Suche im Internet nach fachspezifischen Informationsquellen ermöglichen soll. Der Zugang zu elektronischen Quellen erfolgt direkt, bei gedruckten Medien ggf. über eine Online-Bestellung. Die erfaßten und bewerteten Informationen werden dabei nach Konzepten strukturiert, die dem derzeitigen Stand der Standardisierung von Metadaten entsprechen. Somit stellt das Fachinformationssystem ein Metadatensystem dar, das dem Wissenschaftler in übersichtlicher Form die Fülle von Internetressourcen in einheitlicher und bewerteter Form erschließt.

Dabei hat der Nutzer drei Einstiegsmöglichkeiten zur Auswahl:

==> Formal Guide: Gliederung nach formalen Kriterien zu speziellen Auskunftsmitteln (z. .B. Bibliotheken, Institute, Datensammlungen etc., siehe unten).

==> Subject Guide: fachliche Gliederung zu einem speziellen Thema des Fachgebietes (bei Geowissenschaften z. B. Magmatismus, Vulkanismus, Mineralogie etc., siehe unten).

==> Local Search Engine: Suchmaschine für den Einstieg über Schlagworte und Klassikikationssysteme.

Das Fachinformationssystem bietet derzeit den gezielten Zugriff auf Informationen mit dem GeoGuide und dem MathGuide (http://www.sub.uni-goettingen.de/ssgfi/). Nur ausgewählte (,,High Quality") Informationsquellen werden in das System aufgenommen.

Der Einstieg gibt eine Übersicht über die Informationsquellen, die im jeweiligen Fach im Internet oder als CD-ROM oder als gedrucktes Informationsmittel zur Verfügung stehen. Die Daten sind bibliographisch erschlossen und nach dem neuesten Stand der internationalen Diskussion mit Metadaten versehen, die auch Auskunft über Klassifikation, Verfügbarkeit, Bewertung und Statistik der Ressourcen geben. Die Erschließung der Daten mit Metadaten nach dem aktuellen Dublin Core Standard erlaubt auch die Erfassung der Daten durch Internetsuchmaschinen.

Von der hierarchischen Struktur kann man direkt auf die Informationsverteiler im Internet zugreifen oder die Metadaten einsehen. Die Erhebung umfaßt neben Autoren, Herausgebern, Titel etc. auch eine Bewertung der Ressourcen. Beschrieben wird u. a.:

Hat man das Gesuchte gefunden, so kann man:

  • Im Internet direkt auf die Ressource zugreifen,
  • eine Zugangslizenz erwerben (oft direkt im Netz),
  • auf CD-ROMs entweder direkt oder im Netz der jeweiligen Institution zugreifen,
  • Bücher in der eigenen Bibliothek einsehen und Artikel über den Fernlieferdienst der SUB Göttingen bestellen. Interessenten, die an einer Kooperation oder an weiterführenden Informationen interessiert sind, wenden sich bitte für den Bereich Geowissenschaften an: Dr. N. Pfurr (E-Mail: pfurr@mail.sub.uni-goettingen.de, Tel.: 0551/39-5244) oder Dipl.Geogr. M. Schüler (E-Mail: schueler@mail.sub.uni-goettingen.de, Tel.: 0551/39-5278), für den Bereich Reine Mathematik an: Dipl.-Math. H.-J. Becker (E-Mail: becker@sub.uni-goettingen.de, Tel.: 0551 39-5230), für den Bereich angloamerikanischer Kulturrraum an: R. Eck zu Sprach- und Literaturwissenschaft (E-Mail: eck@mail.sub.uni-goettingen.de, Tel.: 0551/ 39-3493) oder Dr. W. Enderle zu Geschichte (E-Mail: enderle@mail.sub.uni-goettingen.de, Tel.: 0551/39-5200).

    6.2 Das WebDOC-Projekt

    Aufgrund der Möglichkeiten des Internet und vor allem des hypertextbasierten World Wide Web-Informationssystems nimmt die Zahl elektronischer Dokumente stetig zu. In manchen Wissenschaftsbereichen, wie zum Beispiel der Physik, erfolgt bereits ein beträchtlicher Teil wissenschaftlicher Information und Kommunikation nur noch über das Internet. Zahlreiche Zeitschriften und andere Publikationen, die nur noch in elektronischer Form publiziert werden, sind mittlerweile gegründet worden. Die Struktur wissenschaftlicher Kommunikation ist mithin zur Zeit einem grundlegenden Wandel unterworfen, dem sich alle am Publikationsprozeß beteiligten Gruppen und Institutionen, Wissenschaftler, Bibliotheken aber auch Verlage, stellen müssen.

    Ein wesentlicher Vorteil elektronischer Publikationen besteht darin, daß Wissenschaftler weltweit nach elektronischen Dokumenten direkt von ihrem PC-Arbeitsplatz aus recherchieren, diese downloaden, ausdrucken oder über Textverarbeitungsprogramme weiter nutzen können. Offene Probleme dieser neuen Publikationsform sind unter anderem die Frage der dauerhaften Archivierung und Zugänglichkeit der Publikationen; ferner deren systematische und fachliche Erschließung, welche einen raschen Zugriff auf thematisch zusammengehörende Dokumente erlaubt, ohne, wie es derzeit die Praxis im World Wide Web ist, verschiedene Server nach relevanten Dokumenten durchsuchen zu müssen.

    Hier setzt das Projekt WebDOC an, das von der Pica-Stiftung (Niederlande) organisiert wird. Projektpartner im WebDOC-Projekt sind u. a. neben der SUB Göttingen in Zusammenarbeit mit der GWDG in Deutschland die TIB/UB Hannover, die Universität Hamburg sowie die SUB Hamburg, die UB Kassel, das BIS Oldenburg und die Deutsche Bibliothek. Dazu kommen wissenschaftliche Bibliotheken in den Niederlanden und über die Research Libraries Group auch in den USA. Ferner sind führende Wissenschaftsverlage beteiligt, wie z. B. Kluwer Academic oder Academic Press und der Springer-Verlag Heidelberg.

    Das Projekt hat im wesentlichen zwei Ziele:

    Das Projekt setzt auf der Struktur des World Wide Web auf, das heißt, die lokalen Projektpartner, wie die SUB in Kooperation mit der GWDG, installieren als Teil ihres WWW-Informationssystems einen Dokumentserver, auf dem elektronische Dokumente gespeichert werden. Diese Dokumente werden in einer zentralen Verbunddatenbank katalogisiert, das heißt formal und sachlich erschlossen. Diese Datenbank kann mittels eines WWW-Browsers abgefragt werden, so daß jeder Wissenschaftler, der Zugang zum Internet hat und als Benutzer bei der SUB angemeldet ist, technisch die Möglichkeit besitzt, dort zu recherchieren. Die Katalogdatensätze umfassen Verknüpfungen, sogenannte ,,links", zu den Dokumenten auf den lokalen Dokumentservern. Nach einer erfolgreichen Recherche kann auf diese Weise direkt ein Dokument angesehen und weiter genutzt werden. Da in der zentralen Datenbank auch ein Accounting-Modul integriert ist, wird es auch möglich sein, kostenpflichtige elektronische Dokumente von Verlagen hierin zu integrieren. Die lokalen Bibliotheken als Betreiber der Dokumentserver können beispielsweise eine auf die Interessen ihrer Nutzer abgestimmte Lizenzvereinbarung schließen, welche diesen kostenlosen Zugang zu den Dokumenten ermöglicht, wohingegen Nutzer anderer Bibliotheken diese Dokumente nur gegen Entgelt ansehen und downloaden können.

    Zur Zeit können die Nutzer der SUB Göttingen auf elektronische Zeitschriften von Kluwer Academic zugreifen. An der SUB selbst werden über 20 mathematische elektronische Zeitschriften regelmäßig mit Hilfe automatisierter Methoden katalogisiert und über den WebDOC-Katalog angeboten (insgesamt zum Angebot elektronischer Zeitschriften siehe auch Kap. 6.3.).

    Während der Projektphase, die dieses Jahr endet, ist der Zugriff auf die elektronischen Dokumente nur über eine separate Datenbank, den WebDOC-Katalog, möglich. Nach dem Ende der Projektphase - wahrscheinlich noch im Laufe des Jahres 1997 - werden die elektronischen Dokumente dann in die üblichen Nachweisdatenbanken, also den lokalen Online-Katalog sowie die GBV-Datenbanken, integriert vorliegen. Dann wird der Benutzer über eine Datenbank und eine einheitliche Oberfläche sowohl gedruckte Bücher und Aufsätze lokal ausleihen, über die Dokument- und Fernleihlieferdienste bestellen als auch elektronische Dokumente direkt am Bildschirm ansehen können.

    Die inhaltlichen Vorzüge der WebDOC-Konzeption für den Benutzer gegenüber einem herkömmlichen WWW-Informationssystem bestehen darin, daß:

  • Die Angehörigen der Universität Göttingen und der Institute der Max-Planck-Gesellschaft mit dem Zugriff auf den WebDOC-Katalog bzw. später den lokalen Online-Katalog und die GBV-Datenbanken die Möglichkeit besitzen, nach elektronischen Dokumenten in einer zentralen Nachweisdatenbank (mit sachlicher Erschließung) recherchieren und die elektronischen Dokumente von Servern verschiedener Universitäten und Verlage nutzen zu können.
  • Durch die Einbeziehung von Verlagen auch Zugriff besteht auf deren elektronischen Dokumente, die sonst nicht frei im Internet verfügbar sind.
  • Der von der SUB und der GWDG betriebene Dokumentserver für die Publikationen der Angehörigen der Universität sowie der Institute der Max-Planck-Gesellschaft zur Verfügung steht. Mit dem WebDOC-Projekt bietet die SUB also auch eine Infrastruktur an, die auch Angehörige der Universität Göttingen für ihre Publikationen nutzen können (siehe dazu auch Kap. 6.4.).

    Ansprechpartner: Dr. W. Enderle (Tel.: 0551/39-5200; E-Mail: enderle@mail.sub.uni-goettingen.de)

    6.3 Elektronische Zeitschriften der SUB Göttingen

    Die wissenschaftlichen Zeitschriften unterliegen derzeit weltweit einem raschen Veränderungsprozeß. Die zunehmende Spezialisierung wissenschaftlicher Periodika verbunden mit überdurchschnittlichen Preissteigerungen sowie zugleich die neuen technischen Möglichkeiten des Internet haben dazu beigetragen, daß zunehmend wissenschaftliche Zeitschriften in elektronischer Form zugänglich werden. Dabei kann es sich zum Teil noch um elektronische Parallelausgaben zu gedruckten Periodika handeln, zum Teil aber auch bereits um Zeitschriften, die nur in elektronischer Form publiziert werden.

    Die SUB Göttingen bietet ihren Benutzern Zugriff auf mittlerweile über 600 elektronische Zeitschriften an. Dabei muß unterschieden werden zwischen elektronischen Zeitschriften der SUB Göttingen und freien Internet-Zeitschriften. Die elektronischen Zeitschriften der SUB Göttingen liegen entweder auf dem lokalen WebDOC-Server, den die SUB zusammen mit der GWDG betreibt, oder es sind Verlagsprodukte, auf die nur Angehörige der Universität Göttingen Zugriff haben. Die Aufsätze dieser Zeitschriften sind weitgehend im WebDOC-Katalog erschlossen und können daher auch direkt über eine Autor- oder Stichwortrecherche gesucht werden. Dazu wird an der SUB eine Liste von ca. 560 freien Internet-Zeitschriften gepflegt, die einen fachlich geordneten Einstieg in die wichtigsten elektronischen Journale gibt (siehe Kapitel 13).

    Recherche im WebDOC-Katalog nach elektronischen Zeitschriften der SUB Göttingen:

    Liste der elektronischen Zeitschriften der SUB Göttingen (zum Teil Zugriff nur für Angehörige der Universität Göttingen über das GÖNET)

    AH. Informatik

    AW. Bibliothekswesen

    D. Philosophie

    E. Mathematik

    H.-K. Philologien

    LM. Wirtschaftswissenschaften

    R. Naturwissenschaften

    RD. Physik

    Ansprechpartner: Dr. W. Enderle (Tel.: 0551/39-5200, E-Mail: enderle@mail.sub.uni-goettingen.de)

    6.4 Elektronisches Publizieren an der SUB Göttingen: Dissertationen und andere Veröffentlichungen

    Mit dem WebDOC-Projekt (siehe oben Kap. 6.2.) hat die SUB Göttingen eine technische und konzeptionelle Infrastruktur aufgebaut, um wissenschaftliche Publikationen, die an der Universität Göttingen erstellt werden, in elektronischer Form publizieren zu können. Die SUB Göttingen übernimmt dabei für die Wissenschaftler der Universität grundsätzlich folgende Aufgaben: Sie legt die elektronische Form einer Publikation auf ihren Dokumentserver und erschließt sie über ihre Kataloge. Damit wird zugleich im Rahmen der technischen Möglichkeiten eine dauerhafte Archivierung gewährleistet. Der Zugriff erfolgt über die Kataloge der SUB, wobei im allgemeinen von einem freien Zugriff über das WWW ausgegangen wird. Sollen Publikationen allerdings nur für einen bestimmten Benutzerkreis oder gegen Bezahlung zugänglich sein, so ist auch dies mit den Möglichkeiten des WebDOC-Konzeptes technisch realisierbar. Sofern notwendig, werden an der SUB auch eigene HTML-Zugangsseiten zu elektronischen Publikationen erstellt.

    Welche technischen Voraussetzungen sind nun zu erfüllen, um eine wissenschaftliche Arbeit in elektronischer Form publizieren zu können? Im günstigsten Fall liefern die Autoren ein Dateiformat, das so direkt auf den Dokumentserver aufgelegt werden kann. Dies wären HTML, PDF, Postscript, TeX (dvi-files) oder auch TIFF-Dateien. Handelt es sich um Standardtextverarbeitungsdateien, so können diese gegen Erstattung des Arbeitsaufwandes an der SUB in PDF-Dateien konvertiert werden (siehe dazu auch ausführlicher unten).

    Wer kann diese Möglichkeiten elektronischen Publizierens nutzen? Grundsätzlich alle Angehörigen der Universität Göttingen. Jeder einem Fachbereich oder Institut angehörende Wissenschaftler kann somit seine Forschungsergebnisse bei der SUB in elektronischer Form publizieren, unabhängig davon, daß er ggf. seine Arbeiten auch auf anderen Servern auflegt. Wer an der Universität wissenschaftlich arbeitet ohne einem Institut anzugehören, sollte über einen Vertreter eines Institutes seine Arbeit an die SUB Göttingen geben. Alternativ kann auch mit dem jeweils zuständigen Fachreferenten an der SUB eine elektronische Publikation vereinbart werden. Ferner haben Doktoranden die Möglichkeit, ihre Dissertationen in elektronischer Form zu publizieren, sofern ihr Fachbereich dies als Prüfungsleistung anerkennt.

    Was müssen konkret Doktoranden beachten, die ihre Dissertation in dieser Form veröffentlichen wollen:

    Welche technischen Voraussetzungen sind zu erfüllen?

    Die Dateien müssen in einem Standardformat zur Verfügung stehen. Folgende Dateiformate werden von der SUB zur Veröffentlichung in elektronischer Form akzeptiert: Word; WordPerfect (ab 5.1); Postscript; TeX (DVI-Dateien); PDF (Portable Document Format); HTML (HyperTextMarkupLanguage). Abbildungen, Tabellen und Graphiken müssen in das jeweilige Dateiformat integriert, d.h. in die eigentlichen Textverarbeitungsdateien eingebettet (embedded) sein.

    Generell übernimmt die SUB für alle elektronischen Publikationen die Speicherung und Archivierung der elektronischen Publikationen auf eigene Kosten (analog zur Verwaltung und Magazinierung gedruckter Bücher). Sofern aber Dateien in internetgängige Formate konvertiert werden müssen und ggf. HTML-Zugangsdateien zu erstellen sind, werden die dafür anfallenden Personalkosten von der SUB in Rechnung gestellt.

    Preise für die Aufbereitung elektronischer Publikationen:

    Konvertierung: Pro Datei (Höchstgröße 250 KB), die in das PDF-Format konvertiert werden muß, werden DM 10,- berechnet (bei größeren Dateien erhöhen sich die Kosten nach Dateigröße).

    Erstellung einer HTML-Zugangsdatei: DM 30,-.

    Zusätzliche Arbeiten, die von der SUB ggf. - je nach Absprache - übernommen werden, wie Scannen von Abbildungen, Integration von Graphikdateien etc. werden nach Aufwand eigens kalkuliert und in Rechnung gestellt.

    Ansprechpartner: Dr. W. Enderle (Tel.: 0551/39-5200, E-Mail: enderle@mail.sub.uni-goettingen.de)

    6.5 Das Göttinger Digitalisierungs-Zentrum (GDZ)

    Die Retrodigitalisierung von Bibliotheksbeständen: Der Einsatz digitaler Technik zur Verbesserung der wissenschaftlichen Literaturversorgung bereichert die bereits in den letzten Jahren eingeführte und seitdem konsequent im Ausbau befindliche Versorgung von Wissenschaftlern und Studenten mit elektronischen Informationen um eine weiteres Angebot. Werden den Benutzern der Bibliothek bereits jetzt zunehmend Publikationen jüngeren Datums parallel als Printmedium und in elektronischer Form oder nicht selten sogar nur in elektronischer Form bereitgestellt, steht der ganz überwiegende Teil des älteren Bestandes der Bibliothek weiterhin nur als Printmedium zur Verfügung.

    In Erwartung der wachsenden Bedeutung des elektronischen Arbeitsplatzes für den Wissenschaftler und Studenten wurden in der jüngsten Zeit Forderungen nach einer Ausweitung des elektronischen Informationsangebotes laut. Der Bibliotheksausschuß und die Kommission für Rechenanlagen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) haben sich deshalb in ihren gemeinsamen Empfehlungen Neue Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre dafür ausgesprochen, die Nutzung der neuen Kommunikations- und Publikationstechniken zur Verbesserung der wissenschaftlichen Arbeitsbedingungen beim Zugriff und bei der Verarbeitung von Literatur, sowie von wissenschaftlichen Daten und Informationenverstärkt zu fördern. Dabei soll im Rahmen des neuen Förderprogramms der DFG ,,Retrospektive Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" wissenschaftliche Forschungsliteratur aus den Beständen von Bibliotheken digitalisiert und über Kommunikationsnetze zugänglich gemacht werden. Im Vordergrund stehen dabei:

    Im Bereich der retrospektiven Digitalisierung wurden an den Bibliotheken in Deutschland bisher nur wenige Erfahrungen gesammelt. Um einen möglichst effizienten Ressourceneinsatz und möglichst breit nutzbare Arbeitsergebnisse zu erreichen, hat sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft entschlossen, den Aufbau sogenannter Service- und Kompetenzzentren an zunächst zwei deutschen Bibliotheken zu fördern. Diese Zentren sollen eine gemeinschaftliche Entwicklung der deutschen Bibliotheken für die technische Konzeption und Durchführung der verteilten digitalen Bibliothek unter Berücksichtigung internationaler Erfahrungen fördern. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) und die Bayerische Staatsbibliothek in München (BSB München) wurden als Standorte für die Zentren ausgewählt.

    Einrichtung des Göttinger Digitalisierungs-Zentrums GDZ

    Zur Vorbereitung des neuen Förderprogramms wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zwei Arbeitsgruppen eingesetzt und von der SUB Göttingen betreut, die sich mit Fragen der Digitalisierungstechnik und Kriterien der inhaltlichen Auswahl von Bibliotheksmaterialien beschäftigten. Die Berichte der beiden Arbeitsgruppen liegen inzwischen vor und sind online über die Homepage der SUB zugänglich (http://www.sub.uni-goettingen.de/GDZ). Eine Veröffentlichung in gedruckter Form wird zur Zeit vorbereitet.

    Der Aufbau des Göttinger DigitalisierungsZentrums ist im Mai dieses Jahres unter Leitung von Dr. Norbert Lossau begonnen worden. Zur Einrichtung geeigneter Räumlichkeiten wurde auf den Altbau der Bibliothek in der Prinzenstraße/Papendieck zurückgegriffen, der - nach dem Bezug des Neubaus im Jahre 1992 - in zahlreicher Hinsicht eine neue tragende Position im Bibliotheksbetrieb eingenommen hat.

    Aus Projektmitteln konnten mit Frank Klaproth (Technischer Leiter) und Winfried Mühl (Systemadministrator) zwei hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt werden, die insbesondere die komplexe Systemarchitektur für die digitale Bibliothek entwickeln, installieren und betreuen sollen. Teilzeitkräfte werden Arbeiten wie das Scannen und die Qualitätskontrolle der eingescannter Images übernehmen sowie die elektronische Verwaltung und Online-Bereitstellung sicherstellen.

    Die Hardware- und Geräteausstattung ist in Teilen bereits erfolgt und wird zur Zeit noch ergänzt. Beträchtliche Mittel wurden dabei für den Kauf zweier Buchscanner, technisch anspruchsvolle PC-Workstations, Server sowie Massenspeichersysteme aufgewendet. Für den internen Produktionsprozeß wurde im Altbau ein leistungsfähiges LWL-Netz zum Hochleistungstransfer der zu erwartenden großen Datenmengen eingerichtet (eine Übersicht über die Systemarchitektur des Zentrums befindet sich im Anhang).

    Aufgaben des Göttinger Digitalisierungs-Zentrums GDZ

    Zu den Aufgaben des GDZ gehören drei Schwerpunktbereiche:

    Das GDZ betreibt zur Zeit intensiv die Weiterentwicklung von notwendigen Softwarebausteinen für den Aufbau und Betrieb der digitalen Bibliothek. Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat das GDZ ein Dokumenten-Management-System (DMS) erworben, das einen zentralen Platz in der Systemarchitektur einnehmen wird. Dieses System importiert die bei der Digitalisierung entstandenen unterschiedlichen Rohdaten wie Imagedateien, Volltexte von Dokumenten (bzw. Teilen daraus) und verknüpft sie mit den klassischen Erschließungsmitteln der Bibliothek, den bibliographischen Katalogdaten. Die eingescannten Imagedateien werden strukturiert zur Rekonstruktion des digitalisierten Buches, Navigationshilfen wie elektronische Inhaltsverzeichnisse, Register etc. erlauben durch den Aufbau elektronischer Referenzen (Hyperlinks) den gezielten Zugriff auf einzelne Imageseiten.

    Soweit die - gerade bei den älteren Beständen - für automatisierte Texterfassung (OCR-Verfahren) problematische typographische Struktur der Schrift es zuläßt, wird eine weitergehende Bereitstellung von Volltexten des gesamten Dokumentes angestrebt.

    Die Entscheidung bei der Auswahl eines DMS fiel auf das von der Firma FileNet vertriebene Produkt SAROS/Mezzanine, das weltweit vor allem im Firmenbereich eingesetzt wird. In Kooperation mit dem ValueNet-Partner von FileNet, der Firma Satz-Rechen-Zentrum (SRZ) in Berlin werden zusätzliche Module für das DMS entwickelt und dort integriert. Ziel der Entwicklungen ist eine möglichst weitgehende Automatisierung von Arbeitsschritten wie Import der unterschiedlichen Daten, ihre Verknüpfung und ihre Bereitstellung und Konvertierung für den Online-Zugriff. Ein Prototyp für das System mit diesen Modulen wird für den Herbst 1997 erwartet.

    Neben der Entwicklung des Dokumenten-Management-Systems gehört aber auch die Erarbeitung von Standards zu einzelnen Komponenten der digitalen Bibliothek zu den Aufgaben der Kompetenzzentren in München und Göttingen. Technische Parameter wie die Auflösung und Farbtiefe beim Scannen, die Wahl von Dateiformaten und ein einheitliches Core-Set von bibliographischen Metadaten für die Datenbanken der Dokumenten-Management-Systeme werden unter Beachtung internationaler Erfahrungen definiert und für die deutschen Bibliotheken auf ihre Realisierung geprüft. Nationale und internationale Kompatibilität der einzelnen digitalen Sammlungen wird hierbei entscheidend sein für die geplante Vernetzung der Sammlungen zu einer Verteilten Digitalen Forschungsbibliothek in Deutschland selbst und für Kooperationen im internationalen Bereich.

    Das Kennenlernen der im Ausland erprobten Systeme ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung, bei dem Göttingen mit dem jüngsten Besuch zweier Mitarbeiter des GDZ bei einer Reihe amerikanischer Digitalisierungszentren bereits einen Anfang gemacht hat.

    Gemeinsam mit dem Zentrum an der Bayerischen Staatsbibliothek veranstaltete Workshops und Arbeitstreffen sollen sicherstellen, daß das an den Kompetenzzentren erarbeitete Know-How allen an der Retrodigitaliserung interessierten Institutionen zugute kommt. Zugleich soll bei diesen Veranstaltungen der Kontakt zu Firmen und Dienstleistern aus dem Bereich der Digitalisierung vertieft werden.

    Das GDZ kann im Rahmen von Kooperationsbeziehungen mit anderen Einrichtungen einzelne Arbeitsschritte des Digitalisierens oder auch den gesamten Digitalisierungsprozeß übernehmen. Das Scannen mit Buchscannern, Verfilmen, die Qualitätskontrolle und die Verarbeitung im DMS sind im eigenen Haus ebenso möglich wie die Bereitstellung der digitalisierten Dokumente im Netz und ihre Langfristarchivierung. Für diese und andere Arbeitsvorgänge wie das Scannen vom Film oder die manuelle Volltexterfassung können vom GDZ auch kostengünstige Fremddienstleister vermittelt werden. Notwendige Spezifikationen der Aufträge für den Dienstleister können dabei von der SUB nach Maßgabe der Praktischen Hinweise der DFG vorbereitet werden.

    Die Serviceleistungen des GDZ sollen auch gewährleisten, daß die dezentral bereitgestellten digitalisierten Materialien allgemein zugänglich gemacht werden.

    Selbstverständlich führt das GDZ auch eigene Projekte durch, z. B. die Digitalisierung von Reisebeschreibungen und Nordamericana aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Hier werden auch seltene Stücke aus dem Bereich der Noramericana Eingang finden, die an der SUB Göttingen im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke für das 18. Jahrhundert erworben werden.

    In einem weiteren Projekt wird in Kooperation mit dem Fachbereich Mathematik der TU Berlin das Referateblatt Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik (1868-1943) in einer Datenbank erfaßt. Etwa 20% der dort besprochenen Titel werden dann von Fachwissenschaftlern ausgesucht, im GDZ digitalisiert und bei der Bereitstellung mit den Einträgen in der Datenbank für ein optimiertes Retrieval verknüpft.

    Von der Europäischen Kommission positiv begutachtet wurde ein Projekt, in dem die SUB Göttingen als Konsortialführer mit einer Reihe europäischer Bibliotheken einen europäischen Service für die digitale Bereitstellung von Zeitschriften aufbauen soll. Dabei soll - ähnlich wie im deutschen Rahmen - ein einheitlicher access point für alle verteilt vorliegenden digitalisierten Bestände geschaffen werden.

    Ausblicke

    Die Perspektive für das Angebot an elektronischen Informationen durch die SUB Göttingen ist bereits klar formuliert: digitalisierte, genuin elektronische und parallel in elektronische Form vorliegende Dokumente werden mit dem Hauptbestand an Printmedien in einem Katalog vereint und dem Benutzer unter einer Oberfläche angeboten. Dieser kann sich sein Suchprofil individuell zusammenstellen und gegebenenfalls die Dokumente direkt auf seinen Arbeitsplatzrechner herunterladen.

    Im Bereich der digitalisierten Dokumente kann er überdies auswählen, ob er die offline-Lieferung des Dokumentes auf CD-R oder einen zentral erstellten Qualitätsausdruck der Ausgabe auf dem eigenen Rechner vorzieht.

    Das Angebot an digitalisierten Dokumenten wird ständig erweitert, nicht nur durch eigene Digitalisierungen im GDZ sondern auch durch den Zugriff auf andere digitale Sammlungen in Deutschland und in anderen Ländern. Dabei wird im internationalen Kontext in zunehmendem Maße auch die gegenseitige Übernahme von Dokumentsammlungen in das lokale Angebot an Bedeutung gewinnen.

    Ansprechpartner

    Name Telefon E-Mail Funktion
    Dr. Norbert Lossau 0551/39-5217 lossau@mail.sub.uni-goettingen.de Leiter des GDZ
    Frank Klaproth 0551/39-2677 klaproth@mail.sub.uni-goettingen.de Technischer Leiter des GDZ
    Winfried Mühl 0551/39-5686 muehl@mail.sub.uni-goettingen.de Systemadministration und Datenbankmodellierung
    Dr. Werner Schwartz 0551/39-5218 dieper@mail.sub.uni-goettingen.de Projektleiter DIEPER

    6.6 Europäisches Register der Mikroform-Master (EROMM)

    Die Verfilmung von gedruckten Werken als Mittel der Bestandserhaltung ist von großer Bedeutung für die Erhaltung von Literatur, die von Papierzerfall bedroht ist. Ein Mikrofilm auf einem Sicherheitsträgermaterial (Masterfilm) eignet sich zur langfristigen Archivierung. Außerdem können von dem Printing-Master beliebig viele Gebrauchskopien hergestellt werden, ohne den Originalfilm benutzen zu müssen.

    Um die laufenden und geplanten Verfilmungsmaßnahmen von Bibliotheken auf europäischer Ebene zu koordinieren, wurde EROMM 1993 als eine internationale Pilotdatenbank an der Bibliotheque Nationale de France in Paris eingerichtet. Die bibliographischen Nachweise von Sicherheitsverfilmungen der Gründungspartner von EROMM (Bibliotheque Nationale de France, Paris; British Library, London; Instituto da Biblioteca Nacional i do Livro, Lissabon; Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) wurden in dieser Datenbank zusammengeführt. Als bibliographisches Austauschformat wurde UNIMARC mit zusätzlichen Feldern für die mikroformspezifischen Angaben vereinbart.

    Auf diese Datenbank war noch kein Online-Zugriff möglich, die Daten wurden auf Mikrofiches und Magnetbändern an die Partner geliefert.

    1994 hat die SUB Göttingen zusammen mit dem Bibliotheksrechenzentrum für Niedersachsen die administrativen und technischen Funktionen als EROMM-Host übernommen. Die Daten wurden in das PICA-System konvertiert, dadurch wurde es möglich, auf die Datenbank online zuzugreifen. Die EROMM Datenbank erfüllt damit zwei Funktionen:

    Zur Zeit enthält die Datenbank über 360.000 bibliographische Nachweise von verfilmten Monographien und Zeitschriften. Der größte Teil der nachgewiesenen Werke ist von 1850 - 1950 erschienen, Werke aus diesem Erscheinungszeitraum sind besonders vom Papierzerfall bedroht.

    Die Datenlieferungen der Partner erfolgen im vereinbarten UNIMARC Format mit zusätzlichen Feldern, die die technische Beschreibung der Mikroform, Hersteller und Ort der Verfilmung, sowie den Standort und die Signatur des Originals und der Mikroform enthalten. Diese Daten werden vom Host in Göttingen in das PICA-Format konvertiert, und laufend in die PICA-Datenbank eingespielt.

    Partner von EROMM sind neben dem Host große Bibliotheken, die in erheblichem Umfang Konversion zum Bestandserhalt betreiben, und regionale oder nationale Datensammelstellen, die eine Anzahl weiterer Bibliotheken vertreten, und für sie Daten an EROMM abgeben. Der Datenaustausch mit anderen Hosts außerhalb Europas, die Master zu gleichen Zwecken wie EROMM nachweisen, ist beabsichtigt. Mit der Research Libraries Group erfolgt bereits ein regelmäßiger Austausch von Daten. Die Datenlieferungen erfolgen per FTP oder bei größeren Datenmengen auf Magnetband.

    Die Finanzierung von EROMM erfolgt über einen einheitlichen finanziellen Beitrag, für den die Partner neben anderen Leistungen acht Stunden freie Recherchezeit erhalten. (In einer Stunde lassen sich zuverlässig mehr als 80 Titel überprüfen). Für eine volle Stunde zusätzlicher Recherchezeit sind vom EROMM-Partner und ihm zugeordneten Bibliotheken derzeit DM 70 zu zahlen. Durch diese Einnahmen soll der direkte finanzielle Beitrag der Partner reduziert werden.

    Der Zugang zu EROMM ist durch Benutzerkennungen und Paßwort geschützt. Interessierte Bibliotheken erhalten auf Anfrage beim EROMM Sekretariat eine Benutzerkennung zugeteilt.

    Für die Bibliotheken im GBV, die PICA einsetzen, ist der Zugriff auf die Datenbank mit der IBW3 Software möglich. Bibliotheken und Institutionen außerhalb des Verbundes, die nicht über die IBW3 Software verfügen, können über Telnet oder direkt über WWW auf die Datenbank zugreifen. Beim WWW und Telnet Zugang gibt es eine deutsche und englischsprachige Benutzeroberfläche.

    Der neue WWW Zugang des GBV (http://www.brzn.de/gbv-online.html) bietet neben komfortablen Recherchemöglichkeiten auch die Option der Online-Bestellung von Gebrauchskopien. Nach einer erfolgreichen Suchanfrage kann der Titel durch einfaches Anklicken des Bestellbuttons bestellt werden. Die Adresse des Bestellers und der Titel des bestellten Werkes werden automatisch in das Bestellformular eingetragen. Der Besteller hat die Möglichkeit, Anfragen zu Preis und Lieferbedingungen in das Formular einzutragen. Die Bestellung wird dann per E-Mail an die Bibliothek, die das Werk verfilmt hat, weitergeleitet.

    1996 hat der Host erstmals eine CD-ROM mit den EROMM Daten hergestellt. Damit können auch Bibliotheken, die keinen Online-Zugang haben, die Datenbank nutzen. Im Juli 1997 wurde eine aktuelle Version der CD-ROM hergestellt. Die CD-ROM ist beim EROMM-Sekretariat in Göttingen erhältlich. EROMM bietet außerdem Beratung und Hilfestellung für Bibliotheken an, die ihre Sicherheitsverfilmungen maschinell erfassen und die Daten an EROMM liefern wollen.

    Da die Digitalisierung von Dokumenten auch zu Zwekken der Bestandserhaltung immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird EROMM in Zukunft auch für den Nachweis von digitalen Mastern zur Verfügung stehen. Es ist zu erwarten, daß konvertierte Werke als Image-Datei ebenfalls dauerhaft erhalten werden können, wenn die Dateien laufend an Hard- und Softwareentwicklungen angepaßt werden.

    Weitere Informationen erhalten Sie unter: http://www.brzn.de/eromm/gbvero-g.htm oder per E-Mail: eromm@mail.sub.uni-goettingen.de.

    Ansprechpartner: Jürgen Braun (Tel.: 0551/39-9525, E-Mail: eromm@mail.sub.uni-goettingen.de)

    6.7 Das Metadaten-Projekt an der SUB Göttingen

    Der allgemeine Umbruch der Informationsinfrastruktur läßt sich nicht nur an neuen Produktions- und Distributionsverfahren von Wissen ablesen, sondern auch an neuen Begriffen, mit denen das qualitativ Neue erfaßt werden soll. Unter den gewiß nicht wenigen Neologismen der elektronischen Revolution gibt es einen Begriff, dessen Erwähnung zumindest in Eingeweihtenkreisen die Hoffnung nach einer sinnvollen Bändigung der Informationsflut weckt. Dieser Begriff heißt ,,Metadaten" (,,Daten über Daten") und bezeichnet das, was einem elektronischen Dokument an beschreibenden Zusatzinformationen beigegeben wird, um dieses, vor allem in der oft unergründlichen Weite des Internet, besser zu erschließen und dadurch gezielter auffindbar zu machen.

    Metadaten als solche sind natürlich keine Erfindung des Internetzeitalters. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eher der Versuch, das, was an Erschließungstechniken von Bibliotheken entwickelt wurde, in anderer Form auch auf Ressourcen in elektronischen Netzen anzuwenden. In diesem Zusammenhang hat es in den letzten Jahren eine Reihe von Initiativen gegeben, von denen das sogenannte Dublin Core Metadata Element Set nicht nur am bekanntesten ist, sondern in der internationalen Diskussion auch eine immer größere Rolle spielt. Dieses Metadatenmodell ist in interdisziplinärem Konsens zwischen Forschern, Fachgesellschaften und Bibliotheken gewachsen und besteht aus 15 Elementen zur Ressourcenbeschreibung (s.u.). Es ist bewußt einfach gehalten, damit die Produzenten von Dokumenten ggf. die entsprechenden Metadaten selber generieren können, ohne notwendigerweise auf aufwendige und damit teure Verfahren durch geschultes Personal zurückgreifen zu müssen. Insgesamt stellt die Dublin-Core-Initiative eine ambitionierte Reaktion auf die Herausforderung durch das World Wide Web dar und bietet einen zukunftsweisenden Ansatzpunkt für moderne Informationsvermittlung.

    Ausgehend von der Prämisse, daß elektronische Dokumente einen veränderten Erschließungsansatz nahelegen und ermöglichen, läuft vor diesem Hintergrund seit 1.5.97 mit Förderung durch die DFG an der SUB Göttingen ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt, das an die derzeitige Metadatendiskussion anschließt und daraus Erkenntnisse für die Erschließung von Dokumenten in elektronischen Netzen ableiten soll. Es ist Teil eines Gesamtprojekts deutscher Bibliotheken im Bereich der Regelwerks- und Formatkonvergenz, an dem neben der SUB auch noch die Deutsche Bibliothek und die Bayerische Staatsbibliothek unter Federführung des Deutschen Bibliotheksinstituts beteiligt sind.

    Innerhalb dieses Rahmens kommt dem Göttinger Projekt insbesondere die Aufgabe zu, Grundlagen zu einem Regelwerk für den bibliothekarischen Bereich zur Erschließung digitaler Objekte unter Berücksichtigung der internationalen Diskussion zu erarbeiten. Zur Vorbereitung international abgestimmter Regelungen für die Erschließung digitaler und digitalisierter Medien soll die bestehende intensive Diskussion zu Elementen, Formaten und Darstellungen digitaler Medien und ihrer Beziehung zu den Dokumenten untersucht, bewertet und Vorschläge für den Einsatz eines ,,Meta"-Regelwerkes zur Erschließung digitaler Dokumente erarbeitet werden, die zu Erschließungsformen für nicht digital vorliegende Informationen kompatibel sind.

    Dabei konzentriert sich das Projekt im einzelnen auf folgende Schwerpunkte:

    Nr.

    Label

    dt. Entsprechung

    Inhalt der Elemente

    1 Title Titel Titel der Ressource
    2 Creator Verfasser/Urheber Verantwortliche für intellektuellen Inhalt
    3 Subject Thema Schlag- und Stichwörter (ggf. aus kontrolliertem Vokabular)
    4 Description Beschreibung Textuelle Inhaltsbeschreibung (ggf. Referat)
    5 Publisher Verleger/Herausgeber Wer macht die Ressource in dieser Form zugänglich?
    6 Contributor Sonstige Beteiligte Zusätzlicher intellektueller Beitrag
    7 Date Datum Datum der Verfügbarmachung in der gegenwärtigen Form
    8 Type Ressourcenart Typus der Internetressource
    9 Format Format Datenformat der Quelle (z. B. Text/HTML; Postscript-Datei)
    10 Identifier Ressourcenidentifikation Zeichenkette, die Ressource eindeutig identifiziert (z. B. URL, URN)
    11 Source Quelle Ggf. ursprüngliches Quellwerk, aus dem die Ressource entnommen ist
    12 Language Sprache Sprache(n) des intellektuellen Inhalts der Ressource
    13 Relation Verhältnis zu anderen Ressourcen Formaler Zusammenhang zu anderen Ressourcen
    14 Coverage Abdeckung Angaben zum räumlichen oder zeitlichen Abdeckungsspektrum
    15 Rights Rechte Urhebervermerke und andere rechtliche Bedingungen

    Weitere Informationen zum Thema finden Sie im WWW auf dem Metadaten-Server der SUB Göttingen: http://www2.sub.uni-goettingen.de.

    Literaturhinweise: Paul Miller: Metadata for the masses

    (http://www.ariadne.ac.uk/issue5/metadata-masses)

    Dublin Core Home Page
    (
    http://www.oclc.org:5046/research/dublin_core)

    Dublin Core Metadata Element Set
    (
    http://purl.org/metadata/dublin_core_elements;

    eingedeutscht von Diann Rusch-Feja:

    http://www.mpib-berlin.mpg.de/DOK/metatagd.htm)

    Ansprechpartner: Dr. R. Schimmer (Tel.: 0551/39-5230, Fax: 0551/39-3199, E-Mail: schimmer@mail.sub.uni-goettingen.de)



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