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FU Berlin
Digitale Dissertation

Katja Erdmann :
Induktion von Pseudoerinnerungen bei Kindern
Möglichkeiten und Grenzen aussagepsychologischer Diagnostik bei suggerierten Aussagen
Evoking false memories among children

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|Zusammenfassung| |Inhaltsverzeichnis| |Ergänzende Angaben|

Zusammenfassung

In zahlreichen empirischen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, daß es möglich ist, Aussagen von Kindern und Erwachsenen über reale Ereignisse durch suggestive Einflußnahmen so zu verändern, daß sie nicht mehr als zuverlässiger Bericht über den Befragungsgegenstand angesehen werden können. Als empirisch belegt gilt ferner, daß es auch möglich ist, Gedächtnisinhalte über gesamte Ereignisse, die tatsächlich nicht stattgefunden haben, zu evozieren. Von Bedeutung für die aussagepsychologische Praxis - so insbesondere bei der Beurteilung kindlicher Zeugenaussagen über sexuellen Mißbrauch - ist aber auch, wie sich wiederholte bzw. fortdauernde suggestive Beeinflussungen im Zeitverlauf in den Aussagen abbilden. Ferner interessiert, ob sich qualitative Unterschiede zwischen erlebnisbegründeten und suggerierten Aussagen nachweisen lassen und inwieweit Experten auf dem Gebiet der Glaubhaftigkeitsbegutachtung dazu in der Lage sind, zwischen erlebnisbegründeten und suggerierten Schilderungen zu differenzieren. Um die vorgenannten Fragestellungen zu beantworten, wurde ein Untersuchungsdesign entwickelt, das relevante Bedingungen der forensisch-psychologischen Praxis berücksichtigt. In die Untersuchung einbezogen wurden 67 Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren. Diese wurden insgesamt sechs Mal zu jeweils einem tatsächlich erlebten und einem fiktiven Ereignis befragt. Die Ereignisse hatten aversiven Charakter, waren körpernah und gingen mit Eigenbeteiligung und Kontrollverlust einher. Die ersten vier Interviews dienten der Induktion einer möglichst umfangreichen Aussage über ein fiktives Ereignis mittels verschiedener suggestiver Techniken. Das fünfte Interview wurde von Interviewern geführt, die über den Wahrheitsstatus der einzelnen Ereignisse nicht informiert waren. Sie hatten die Aufgabe, die Kinder neutral zu jeweils beiden Ereignissen zu befragen, um anschließend den Realitätsgehalt der Schilderungen zu beurteilen. Das sechste Interview diente der Teilaufklärung der Kinder und der Beantwortung der Frage, inwieweit es bei den Kindern zur Herausbildung von Pseudoerinnerungen gekommen ist. Die Ergebnisse zeigen, daß es im Verlauf wiederholter suggestiver Einflußnahmen zu einer erheblichen Zunahme an Zustimmungen zu den fiktiven Ereignissen gekommen ist. Dabei gewannen die suggerierten Schilderungen im Zeitverlauf derart an Qualität, daß sie sich diesbezüglich bei der neutralen fünften Befragung kaum noch von erlebnisbegründeten Schilderungen unterschieden. Dementsprechend zeigten die Experten Schwierigkeiten, zwischen erlebnisbegründeten und suggerierten Schilderungen zu differenzieren, insbesondere dann, wenn sie sich nur auf die Transkripte der Aussagen stützen konnten. Darüber hinaus ergaben sich Hinweise darauf, daß viele Kinder von dem Realitätsgehalt ihrer Schilderungen auch subjektiv überzeugt waren. Die Befunde werden im Hinblick auf ihre Relevanz für die aussagepsychologische Praxis diskutiert.

Inhaltsverzeichnis

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Titel, Vorwort, Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 1
2. Theoretischer und empirischer Hintergrund 3
2.1 Stand der Forschung zu suggestiven Wirkfaktoren 3
2.2 Verschiedene Paradigmen im Bereich der Suggestionsforschung 14
2.3 Empirische Untersuchungen zur Induktion von Pseudoerinnerungen über fiktive Ereignisse 16
2.4 Theoretische Ansätze zur Erklärung von Suggestionseffekten 45
2.5 Implikationen für die aussagepsychologische Begutachtung: Zur Differenzierung zwischen erlebnisbegründeten und suggerierten Schilderungen 48
3. Ableitung der Fragestellungen und Formulierung der zu überprüfenden Annahmen 57
4. Methodik und Durchführung der Untersuchung 61
4.1 Auswahl und Gewinnung der Stichprobe 61
4.2 Auswahl der relevanten Ereignisse 62
4.3 Befragungen der Kinder 63
4.4 Nachbefragung der Eltern 70
4.5 Auswertung der Interviews und Beschreibung der Datenbasis 72
5. Darstellung der Ergebnisse 77
5.1 Stichprobenvariablen und Auswahl der verwendeten Ereignisse 77
5.2 Suggestionsübernahme und Suggestionsresistenz 77
5.3 Inhaltliche Qualität der kindlichen Schilderungen 94
5.4 Beurteilung des Realitätsgehalts der Schilderungen 111
6. Zusammenfassende Diskussion der Befunde und Ausblick 129
6.1 Fragestellung 129
6.2 Untersuchungsdesign 129
6.3 Suggestionsübernahme und Suggestionsresistenz 131
6.4 Inhaltliche Qualität der Schilderungen 137
6.5 Experteneinschätzungen zur Wahrscheinlichkeit des Realitätsgehalts der Schilderungen 141
6.6 Ausblick 146
7. Zusammenfassung 151
Literaturverzeichnis 153
Anhang 167

Ergänzende Angaben:

Online-Adresse: http://www.diss.fu-berlin.de/2001/137/index.html
Sprache: Deutsch
Keywords: False Memories, Suggestion, Child Witness, Credibility Assessment
DNB-Sachgruppe: 11 Psychologie
Datum der Disputation: 10-Jul-2001
Entstanden am: Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Freie Universität Berlin
Erster Gutachter: Prof. Dr. Max Steller
Zweiter Gutachter: Prof. Dr. Dieter Kleiber
Kontakt (Verfasser): kerdmann@zedat.fu-berlin.de
Kontakt (Betreuer): msteller@zedat.fu-berlin.de
Abgabedatum:02-Aug-2001
Freigabedatum:06-Aug-2001

 


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