1807-1825 Frühe Professorenjahre in Göttingen und die Vermessung des Königreichs Hannover

 

Die alte Sternwarte in der Mauerstraße, Gauß' Arbeitsstätte in seinem ersten Göttinger Jahrzehnt

 














Gauß' jüngste Tochter Therese

1807 - 1825
Nach längeren Verhandlungen wurde Carl Friedrich Gauß im Sommer 1807 schließlich als Professor der Philosophie nach Göttingen berufen. Zur Philosophischen Fakultät zählten zu dieser Zeit noch alle Fächer außer der Theologie, der Medizin und der Rechtswissenschaft. Neben seiner Professur an der Georg-August-Universität erhielt Gauß zusätzlich den Titel des Direktors der Universitäts-Sternwarte.


In Göttingen wohnte die Familie Gauß zunächst in der Kurzen Straße 15 und damit in unmittelbarer Nähe zur alten Sternwarte, die in einem Turm der mittelalterlichen Stadtmauer zwischen der Nikolai- und der Kurzen Straße eingerichtet war. Nach Fertigstellung der neuen Sternwarte an der Geismar Landstraße im Jahre 1816 wurde dieses Gebäude nicht nur die Arbeitsstätte von Carl Friedrich Gauß, sondern auch sein Wohnort für die nächsten vier Jahrzehnte: Im Westflügel der Sternwarte befand sich die Wohnung der Familie Gauß.

Während Gauß' erstes Kind, der Sohn Joseph, noch in Braunschweig geboren wurde, kamen seine anderen fünf Kinder in Göttingen zur Welt. Im Jahre 1808 wurde die Tochter Wilhelmine ("Minna", 1808-1840) geboren. Die Geburt des dritten Kindes überlebte Gauß' Ehefrau Johanna nicht; der Sohn Ludwig (1809-1810) verstarb ebenfalls bald darauf.
Etwa ein Jahr nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Gauß ein zweites Mal. Aus der Ehe mit Friederica Wilhelmine ("Minna") Waldeck (1788-1831) gingen drei Kinder hervor: die Söhne Eugen (1811-1896) und Wilhelm (1813-1883) sowie die Tochter Theresa (1816-1864). Die beiden Söhne wanderten später in die USA aus, während die Tochter Theresa in Göttingen blieb, um ihrem Vater den Haushalt zu führen und ihn bis zu seinem Tode zu betreuen.

Die zeitlich aufwändigste wissenschaftliche Leistung, die Carl Friedrich Gauß während seiner frühen Göttinger Professorenjahre erbrachte, war die Vermessung des Königreichs Hannover in den Sommermonaten der Jahre 1821 bis 1825.



Wilhelmine ("Minna") Gauß (1808-1840)
Wilhelmine war das zweite Kind aus Carl Friedrich Gauß’ erster Ehe. Sie wurde nach ihrem Patenonkel Wilhelm Olbers (1758-1840) benannt, einem Bremer Arzt und Astronomen.
Wilhelmine Gauß heiratete im Jahre 1830 Georg Heinrich August Ewald, Professor der orientalischen Sprachen in Göttingen. Sieben Jahre später war Ewald einer der „Göttinger Sieben“, die gegen den Verfassungsbruch des neuen Königs Ernst August protestierten. Wegen ihres Widerstandes wurden die sieben Professoren ihrer Ämter enthoben und waren damit gezwungen, die Georgia Augusta zu verlassen. Ewald erhielt einen Ruf an die Universität Tübingen. Dort starb Wilhelmine, die sich wahrscheinlich bei der Pflege ihrer Stiefmutter angesteckt hatte, am 12. August 1840 im Alter von 32 Jahren an Schwindsucht.

Friederica Wilhelmine ("Minna") Waldeck (1788-1831)
Etwa ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Carl Friedrich Gauß die 22-jährige Minna Waldeck, Tochter des Göttinger Professors Johann Peter Waldeck. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: die Söhne Eugen und Wilhelm sowie die Tochter Theresa. Wilhelmine Gauß litt an Schwindsucht, die trotz mehrerer Kuraufenthalte nicht geheilt werden konnte. Nach langem, schmerzhaftem Siechtum verstarb Wilhelmine Gauß am 12. September 1831.

Peter Samuel Marius Eugenius Gauß (1811-1896)
Das erste Kind aus Gauß’ zweiter Ehe, der Sohn Eugen, wurde am 29. September 1811 geboren. Eugen, der als das begabteste der Kinder von Carl Friedrich Gauß gesehen wird, überwarf sich während des Jurastudiums an der Georg-August-Universität mit seinem Vater. Der Konflikt war so groß, dass er im Alter von nur 19 Jahren nach Amerika auswanderte. Dort war Soldat, Missionar, Pelzhändler und schließlich erfolgreicher Geschäftsmann in St. Louis.

Wilhelm August Carl Matthias Gauß (1813-1883)
Der am 23. Oktober 1813 geborene Wilhelm wanderte - wie sein älterer Bruder Eugen - in die USA aus. Dort war er zunächst als Farmer tätig, begründete später einen prosperierenden Schuhwarengroßhandel in St. Louis, wo er am 23. August 1879 verstarb.

Henriette Wilhelmine Caroline Therese Gauß (1816-1864)
Am 9. Juni 1816 wurde Gauß’ jüngste Tochter Therese geboren, die von allen Kindern das engste Verhältnis zu ihrem Vater in dessen späteren Jahren hatte. Nach dem Tod ihrer Mutter und nach dem Umzug der Halbschwester Wilhelmine nach Tübingen führte Therese Gauß ihrem Vater den Haushalt und betreute ihn bis zu seinem Tode.

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