zu den Exponaten
von Kapitel 6
Kapitel 6
Von adliger Herkunft
Das Renommee der Göttinger Universitätsbibliothek bewog eine ganze Reihe hochgestellter Persönlichkeiten, Fürsten wie Könige, zu wertvollen Geschenken. So stiftete Georg Prinz von Waldeck (1747 – 1813), der Bruder des regierenden Fürsten Friedrich von Waldeck, der Bibliothek im Mai 1794 zwanzig Wiegendrucke, vorwiegend Autoren der klassischen Antike und des Humanismus. Wenige Jahre später, im Januar 1801, wurden aus der Bibliothek der in Arolsen residierenden Fürsten von Waldeck 180 alte Drucke nach Göttingen gesandt – diesmal allerdings leider nicht als Geschenke. Das im Zugangsbuch der Bibliothek genannte „Verzeichniß der im Jan. 1801 von Arolsen an die Univers. biblioth. verkauften Bücher“ führt unter anderem 23 Inkunabeln auf, meist die geläufigen Autoren der Spätantike und des Mittelalters.
Unter den 1794 übereigneten Drucken des Prinzen von Waldeck befand sich auch eine lateinische Fassung der Vorlesungen des Aristoteles über die Natur oder Physik, die aus der Bibliothek des ungarischen Königs Matthias Corvinus (1443 – 1490) stammte (s. Nr. 48). Auf mitunter verschlungenen und nicht immer rekonstruierbaren Wegen trafen auch weitere Werke aus den Bibliotheken illustrer adliger Vorbesitzer in Göttingen ein, so für die englische Königin Elizabeth I. (1533 – 1603), den französischen König Ludwig XIV. (1638 – 1715) oder Napoléon Bonaparte (1769 – 1821) gefertigte wertvolle Einbände. In ihrer prunkvollen Gestaltung heben sie sich deutlich von den zumeist schlichten braunen Kalbslederbänden ab, in die die Göttinger Bibliothek ihre für den alltäglichen wissenschaftlichen Gebrauch bestimmten Neuerwerbungen binden ließ.
Schließlich ließen es sich die regierenden Landesherren nicht nehmen, ihre Universität mit Geschenken zu bedenken. Die Eingliederung Göttingens in das während der Herrschaftszeit Napoléon Bonapartes gegründete Königreich Westfalen hatte für die Bibliothek – neben der ungleich größeren Bedeutung der Überführung von Helmstedter Beständen (s. Kapitel 3) – immerhin den Vorteil, dass König Jérôme Bonaparte (1784 – 1860) die Bibliothek anlässlich seiner Besuche mit Buchgeschenken versorgte (s. Nr. 52). Und nach der Restituierung des Königreiches Hannover, dem die Leinestadt nach 1814 wieder angehörte, machte ihr der nicht nur wegen seiner Amtsenthebung der Göttinger Sieben (1837) eher unbeliebte König Ernst August I. immerhin wertvolle botanische Zeichnungen zum Geschenk (s. Nr. 53).
(SG)