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2. Wissenschaftliche Spezialbibliotheken

 

Die wissenschaftliche Spezialbibliothek ist eine Bibliothek, die einer übergeordneten Institution angehört und die fachlich spezialisierte Literaturversorgung der Mitarbeiter dieser Trägerinstitution zur Aufgabe hat.

Nach der Deutschen Bibliotheksstatistik (Stand 31.12.1997) gibt es in Deutschland 951 wissenschaftliche Spezialbibliotheken mit einem Gesamtbestand von 55 Mio. Medieneinheiten. Die Personalzahl beläuft sich in den an das DBI gemeldeten wissenschaftlichen Spezialbibliotheken auf 2.980 Angestellte. Da die Deutsche Bibliotheksstatistik nur die gemeldeten wissenschaftlichen Spezialbibliotheken im Land erfaßt, wird geschätzt, daß die tatsächliche Zahl der Einrichtungen bei ca. 2700 liegt.

Anhand dieser Zahlen läßt sich erkennen, daß die Personaldecke der wissenschaftlichen Spezialbibliotheken sehr gering ausfällt; im Durchschnitt besitzt jede Bibliothek nur 3 Mitarbeiterinnen. Hinzuzufügen ist, daß das Personal nicht zwingend eine bibliothekarische Ausbildung vorweisen muß. Vielfach werden in wissenschaftlichen Spezialbibliotheken Fachwissenschaftler oder ungelernte Kräfte an Stelle einer Diplombibliothekarin eingestellt. Diese Bibliotheken sind dem überregionalen Leihverkehr folglich nicht angeschlossen, da sie nur zugelassen werden,

"wenn sie von Fachpersonal (d.h. mindestens von einem Diplombibliothekar) geleitet werden und über einen angemessenen bibliographischen Apparat sowie entsprechende Benutzungseinrichtungen verfügen." (Hacker, S. 232)

Im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Spezialbibliotheken, die an Institutionen des öffentlichen Dienstes gebunden sind, haben Firmenbibliotheken vielfach eine bessere technische Ausstattung. Eine EDV-gestützte Ausstattung, die Datenbankrecherchen und Kommunikation über das Internet ermöglicht, ist in den Unternehmen der freien Wirtschaft üblich. Weiterhin wird das Dienstleistungsangebot der Bibliotheken oftmals durch erweiterte Öffnungszeiten vergrößert. Den Mitarbeiterinnen des Unternehmens steht die Bibliothek nicht selten rund um die Uhr zur Verfügung, so daß die Möglichkeit besteht, Präsenzliteratur oder Kataloge einzusehen. Für Forschungsinstitute ist dies ein unerläßliches Muß, da z.B. Forschungsberichte und -ergebnisse schnell und zu jeder Zeit einsehbar sein müssen.

Die Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Spezialbibliothek ist abhängig von ihrer Trägerinstitution. Während einige Bibliotheken ihren Bestand nur Institutionsangehörigen zur Verfügung stellen, haben andere eine großzügigere Besucherregelung, d.h. sowohl Mitarbeiter der Institution als auch externe Benutzer können den Bestand der Bibliothek nutzen. Eine dritte Form der Besucherregelung ist eine Benutzung, die es externen Nutzern erlaubt, nach Absprache (z.B. durch vorherige telephonische Anmeldung) die Bibliothek aufzusuchen. Mit Hilfe dieser Maßnahme kann das Bibliothekspersonal vermeiden, daß auswärtige Besucher die Kapazität der Bibliothek erschöpfen und Mitarbeiter der Institution mit ihren Anliegen an die Abteilung zurückstehen müssen (vgl. auch 3.2.2).

Unter Berücksichtigung der o.g. Aspekte ist über die Arbeit in einer wissenschaftlichen Spezialbibliothek folgendes festzuhalten:

Bei den aufgeführten Problemen muß der geringe Personaleinsatz eine besondere Berücksichtigung finden. Die überwiegende Anzahl der wissenschaftlichen Spezialbibliotheken sind sogenannte "One-Person-Libraries" (OPLs), d.h. Bibliotheken, die nur von einer Person geführt werden. Für die Mitarbeiter bedeutet das eine spezielle Herausforderung für ihre Tätigkeit, zugleich droht eine Isolation durch mangelnden Kontakt zu Kollegen. In Kapitel 2.2 wird auf die Rolle der OPLs näher eingegangen werden.

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